Weshalb die Spielzeit nicht mit einer Operettengala beginnen? Operette ist mein musikalisches „guilty pleasure“, und die Opera na Zamku startete mit der Wiederaufnahme ihres Konzerts zum 200. Geburtstag von Johann Strauß (Sohn) in die Saison 2025/26.
Es war eine beinahe fernsehwürdige Bühnenshow, mit der das Haus seine Huldigung des Walzerkönigs präsentierte. Gesungen wurde in der Originalsprache. Durch den Abend führte Maciej GOGOŁKIEWICZ mit Geschichten und Anekdoten rund um den Walzerkönig, seine Musik und Werke.
Bei den Solistinnen punkteten Lucyna BOGUSZEWSKA und Victoria VATUTINA. Jede für sich begeistert mit einer schön klingenden und perfekt geführten Stimme. Dazu kommen bei beiden eine erfrischende Natürlichkeit und Authentizität zum Tragen. Auch Joanna TYLKOWSKA-DROŻDŻ erhielt wieder Gelegenheiten zum Auftritt.
Paweł WOLSKI ist in der Operette ebenso zuhause wie in der Oper. Mit seinem ausgeprägten musikalischen Instinkt fand er genau die perfekte Phrasierung und Eleganz, eben jenen Schmelz, der für diese Musikgattung so unabdingbar ist. Pavlo TOLSTOY scheint sich ebenfalls in diesem Genre hörbar wohlzufühlen. Stimmliche Dynamik traf hier auf das richtige Maß an Überschwang und gesangliche Finesse. Ruslan BILCHAK ergänzte mit einem schönen Soloauftritt.
Tomasz ŁUCZAK brillierte nicht nur mit dem textlich durchaus komplexen Auftritt als Kálmán Zsupán („Der Zigeunerbaron“). Das Dr. Falke/Eisenstein-Duett, das er gemeinsam mit Paweł Wolski darbot, weckte den Wunsch auf genau diese Kombination in der hauseigenen „Fledermaus“-Produktion.
BALLETTSOLISTEN der Opera na Zamku zeigten modern choreografiert eine tänzerische Darbietung, die man derart ungekünstelt und in dieser tänzerischen Präzision auch gern einmal beim Wiener Opernball sehen würde.
Am Pult stand diesmal Vladimir KIRADJIEV, der ein gutes Gleichgewicht von Operettenseligkeit und modernem Musiktheater in seine Leitung des Abends einfließen ließ. Das ORCHESTER der Opera na Zamku ist auch für Strauß‘ Melodien bestens aufgestellt. Die Damen und Herren boten den gesamten Abend über einen ausnahmslos harmonischen Klang. Hervorheben aus dieser guten Gesamtleistung muß man Krzysztof BUSZCZYK (Violine) und Wojciech JAWORSKI (Cello) für ihre wundervoll gespielten Soli.
Wenn die Bahn wieder fährt (und mit dem Auto sowieso), ist der Weg nach Szczecin nicht nur aus dem Umland, sondern auch aus Berlin nicht weit, was gern als unverhohlene Werbung für die Opera na Zamku verstanden werden darf. AHS