Norbert Ernst: „Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt“

Vom Tenor Norbert ERNST, der als Paul in Korngolds „Die tote Stadt“ am Kieler Opernhaus so begeisterte, sind gleich zwei Soloaufnahmen verfügbar.

Die eine, betitelt „Lebt kein Gott“, liest sich wie eine Visitenkarte für die aktuelle Fachentwicklung des österreichischen Sängers, findet man darauf neben Florestan und Max primär signifikante Wagner-Arien. Begleitet vom BRANDENBURGISCHEN STAATSORCHESTER unter der Leitung von Hartmut KEIL besticht der Tenor mit einer durchweg bemerkenswert schönen Phrasierung und einer klaren Diktion und empfiehlt sich so nachdrücklich für die entsprechenden Partien.

Feiner noch ist die andere Aufnahme, aufgenommen bereits 2013 und bei Gramola Records erschienen. „Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt“ ist Liedern österreichischer Komponisten von der Jahrhundertwende ins 20. Jahrhundert hinein gewidmet.

Neben Werken von Franz Schreker und Alexander Zemlinsky finden sich auch Stücke von Wilhelm Kienzl, dessen „Der Evangelimann“ zumindest ein Begriff ist, und aus der Feder des zeitgenössischen Wiener Komponisten Michael Salamon, der mir bis zum ersten Hören der CD gänzlich unbekannt war. Dessen „Wangtal-Lieder“ fügen sich nahtlos in die gefühlvolle musikalische Welt seiner Kollegen ein, bergen aber auch Reminiszenzen an ihre Vorlage, die Gedichte des chinesischen Dichters Wang Wei.

Wieder besticht die feine Diktion Nobert Ernsts, aber auch der lyrische Charakter seiner Stimme, ihr Farbenreichtum und seine meisterhafte vokale Gestaltung kommen hier ganz besonders zum Tragen. Kristin OKERLUND ist ihm eine kongeniale Begleiterin, die am Klavier die feinen Nuancen jedes einzelnen Liedes nachspürbar werden läßt.

An- und wiederhörenswert im allerbesten Sinne. AHS