Mit dieser Aufführung dieser so selten gespielten Oper von Georg Friedrich Händel dürfte dem Staatstheater am Gärtnerplatz wiederum ein außergewöhnlicher Renner gelungen sein, denn eine Barock-Oper in dieser Form auf die Bühne zu bringen, ist dem gesamten Team des Gärtnertheaters von Regie angefangen bis hin zu den Gesangsinterpreten eine Glanzleistung gelungen. Hier stimmte einfach alles, wobei es schwierig ist, eine Barock-Oper in der heutigen Zeit auf die Bühne zu bringen.
Regie führte Magdalena FUCHSBERGER, die die Handlung des Stücks bestens herausgearbeitet dem Publikum darbieten konnte, sowie die Ballettszenen bestens in die Handlung des Stücks einfügte, die ja in der Barock-Zeit in keiner damals aufgeführten Oper fehlen durften. Die Handlung spielt auf einer Insel, in der die Zauberin Alcina ihr Unwesen treibt, in dem sie Ankömmlinge in Tiere und sonstige Wesen verwandelte, sich aber einen solchen Ankömmling namens Ruggiero zu ihrem Geliebten erwählte, der seinerseits seine Gattin verkleidet als Mann namens Bradamante mit einschmuggelte. Am Ende vereinen sich die weiter verzauberten Paare, und Alcina hat das Nachsehen.
Diese Verkleidungsszenen in der Zauberwelt der Alcina nebst den eingearbeiteten Ballettszenen waren durch die durchdachte Choreographie von Karl Alfred SCHREINER voll in die Handlung integriert und konnten dadurch in die Zeit des Barocks bestens entführen. Bühne und Kostüme von Stephan MANNTEUFEL und Pascal SEIBICKE konnten weiterhin bestens in die Zauberwelt einführen, obwohl beide sich hauptsächlich in der modernen aufhielten, aber trotzdem sich bestens dem Handlungsgeschehen anpassen konnten.
Besonders beeindruckend fand ich fast den Verzweiflungstanz der Alcina, den sie am Boden liegend präsentierte, wo ihr Zauber gebannt, sie als Obdachlose mit allem noch verbliebenen Hab und Gut ihren totalen Niedergang erwartete.
In der Zauberwelt der Alcina waren Fantasie und Moderne somit verschmolzen. Alles in allem hatte die Regie von Magdalena Fuchsberger sehr gute Einfälle, wie beispielsweise den Schluß in die heutige Realität in zweigeteilter Bühne Wohnhaus der Jetztzeit und Alcinas Gammler-Unterkunft zu legen, auch die Versöhnung von Oronte und Morgana mit ihrem Baby im Kinderwagen so zu demonstrieren.
Die musikalische Seite lag in den Händen von Chefdirigent Rubén DUBROVSKY, einem Spezialisten der Barockmusik, der das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ zu einer abendlichen Höchstleistung führte. Aus den Reihen der Musiker ist besonders das Flötensolo im 1. Akt hervorzuheben. Das Publikum bedachte am Ende der Oper Musiker und Dirigent mit einem Sonderbeifall, lange nicht in dieser Weise geschehen.
Jennifer O’LOUGHLIN als Alcina gelang in bester stimmlicher Abendverfassung eine perfekte Darstellung dieser Zauberin, sie meisterte mit perfekter Koloratursoprantechnik die großen Arien mit Bravour. Den Vogel dieser Aufführung schoß allerdings Sophie RENNERT als Ruggiero in stimmlicher Hochform und perfekter Darstellung an diesem Abend ab, schon bei ihrer Auftrittsarie hatte sie durch Bravi-Rufe das Publikum auf ihrer Seite, denn eine perfekte Gesangstechnik und ebensolches Darstellungsvermögen zeichnen diese Sängerin aus.
In der Reihenfolge des Programmzettels sei Andreja ZIDARIC erwähnt, die vor allen Dingen in ihrer Versöhnungsarie am Schluß mit Gatten Oronte ihr ganzes stimmliches Können beweisen konnte.Als Bradamante konnte sich Monika JÄGEROVA neben Sophie Rennert hervorragend präsentieren, ihr zu Eigen sind warme Mezzotöne gepaart mit einer hervorragenden Stimmtechnik, der Beifall nach ihrer Auftrittsarie belohnte schon gleich zu Beginn ihr Können.
Als Oronte glänzte wieder einmal mit gut gesungenen Tenortönen Gyula RAB, zusammen mit Timos SIRLANTZIS als Melisso konnte er bestens das männliche Ensemble in dieser Oper abrunden. Eine außergewöhnliche stimmliche Leistung bot Mina YU als Oberto, gerade in ihrer Schlußarie zeigte sich eine sehr gute stimmliche Höhe mit sehr guter Technik.
Dem gesamten BALLETT-ENSEMBLE DES STAATSTHEATERS an diesem Abend auf der Bühne kann nur ein großes Lob ausgesprochen werden, sowie den im Programmheft aufgeführten Musikern des Orchesters, offenbar alles Barockspezialisten.
Eine außergewöhnliche Aufführung einer Barockoper erwartet das künftige Publikum des Staatstheaters am Gärtnerplatz. I.St.