Eine außergewöhnliche Spielfreudigkeit zeichnete am vorletzten Tag des Jahres Orchester und die agierenden Künstler aus. Dieses Werk ist ja wohl immer auf den meisten Bühnen Europas zum Jahresende zu finden, so auch parallel an der Bayerischen Staatsoper, aber in dieser sehr gut durchdachten Inszenierung des Intendanten Josef E. KÖPPLINGER selbst, kommt es so zum Publikum, wie sich der Komponist Johann Strauß mit seinem Librettisten Richard Genée seine Operettenkomposition wohl vorgestellt haben mag.
Josef E. Köpplinger verfaßte auch für seine Inszenierung eine neue Textfassung, die sich unter Verwendung vieler Bonmots aus Genées Textfassung bestens in seine Regie-Ideen einfügten. Diese Inszenierung fand im übrigen in Kooperation mit dem Teatro Musicale Fiorentino/Florenz statt.
Schon bei der so beliebten Ouvertüre gab es einen Ouvertürenfilm, eine Bestarbeit von Meike EBERT und Raphael KURIG, wo die Figuren der Handlung bereits vorgestellt wurden, so hatten beispielsweise Eisenstein mit Gattin drei Kinder, eine Gouvernante und einen Hund, alle diese letzten Figuren huschten stumm im 1. Akt über die Bühne zum Amüsement des Publikums.
Die musikalische Leitung des Abends lag in den Händen von Oleg PLASHNIKOV, der immer wieder mehr beweist, daß hier ein Kenner und Könner das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz leitet. Das Bühnenbild von Rainer SINELL paßte sich voll dem Handlungsgeschehen der zwanziger Jahre an, so fand das Fest des Fürsten Orlofsky, wohl verarmt im Wiener Stadtpark statt vor dem dort befindlichen Strauß-Denkmal, dort allerdings in Gold, hier gab es Szenenbeifall des Publikums. Orlofsky wurde auch mit einer Pistole für russisches Roulette ausgestattet, vermutlich will er sich selbst richten, wenn er an diesem Abend wieder nicht lachen kann. Die Kostüme von Alfred MAYERHOFER paßten sich dem Handlungsgeschehen dieser Zeit bestens an.
In den Rollen der Protagonisten konnte man einen bestdisponierten Daniel PROHASKA als Gabriel von Eisenstein erleben, der noch dazu mit einem perfekten Darstellungsvermögen immer wieder in all seinen Rollen überzeugt, hier besonders in den Szenen mit der „Fledermaus“ Dr. Falke und seiner Gattin Rosalinde, hier Elvira HASANAGIC, deren glockenreiner Sopran ohne Fehl und Tadel im Czardas bestens zum Publikum kam. Leider ließ sich Andreja ZIDARIC als Adele wegen starker Erkältung ansagen, sie spielte und sprach ihre Rolle, konnte aber durch Marie HEESCHEN singend in der oberen Loge des Theaters ersetzt werden. Frau Heeschen tat ihr Bestes an diesem Abend, leider klangen ihre Koloraturen etwas gepreßt. Ulrike DOSTALl als Ida war ausreichend besetzt.
Den Vogel eines bestdisponierten höhensicheren Tenors Alfred schoß Alexandros TSILOGIANNIS ab, der in all seinen Arienteilen eine selten gehörte Glanzleistung bot. Dr. Falke als „Fledermaus“ konnte überzeugend von Ludwig MITTELHAMMER interpretiert werden, auch Kaspar RIEGER als Dr. Blind kam ebenfalls überzeugend herüber. Eine Idealbesetzung des Hauses für den Prinzen Orlofsky stellte Anna-Katharina TONAUER dar, ihre Auftrittsarie „Ich lade gern mir Gäste ein“ konnte nicht besser gesungen werden. Reinhard MAYR als Gefängnisdirektor Frank zeigte sich stimmlich der Rolle gewachsen und präsentierte sich im Gefängnisakt auch noch als akrobatischer Alkoholisierter. Eine Freude ist es immer wieder, Robert MAYR als Frosch zu erleben. Er reizt diese seine Partie bis zum letzten Text des Librettos aus, bringt daher seine Rolle als vom Alkohol Verdummter voll zum Amüsement des Publikums voll herüber, glücklicherweise mit wenig politischen Kommentaren. Maximilian POTTHOFF als Iwan machte seine Sache gut.
Das BALLETT DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ, verkleidet als Fledermäuse, brachte mit der üblichen „Donner und Blitz“ -Polka das Publikum wieder einmal zum Schmunzeln, zumal sie auch noch bestens einstudiert wurde von Karl Alfred SCHREINER. Die Choreinstudierung übernahm bestens Dovilé SIUPÉNYTE. I.St.