„Die Meistersinger von Nürnberg“ – 30. September 2018

Mit Richard Wagners Münchener Oper, den vom Publikum so geliebten „Meistersingern von Nürnberg“ ging die Doppelfestwoche mit einer musikalischen und sängerischen Bestleistung zu Ende. Und was hatte die Bayerische Staatsoper da für ein Pech, daß einige der angekündigten Gesangssolisten wegen Krankheit absagen mußten, was sich aber als Glück im Unglück herausgestellt hat.

Zunächst traf die Erkältungswelle die Meistergilde, so sangen Carsten SABROWSKI anstelle von Christian Rieger den Konrad Nachtigall und Timo RIIHONEN wurde als Hans Foltz schon vorweg ausgetauscht. Zur Meistergilde zählt natürlich auch die wichtigste Rolle des Hans Sachs, und hier sprang für den erkrankten Wolfgang Koch Michael VOLLE kurzfristig ein. Herr Volle ist wohl derzeit der Sachs auf allen Bühnen, er glänzte in dieser Rolle ja schon in Bayreuth, er ist in der sängerischen Gestaltung dieser Partie derzeit kaum zu übertreffen. Das Publikum dankte ihm mit stehenden Ovationen am Ende der Aufführung.

Dazu ließ sich auch noch Klaus Florian VOGT ansagen als leicht erkältet, was während der Aufführung überhaupt nicht zu bemerken war, höhensicher und darstellerisch beeindruckend gestaltete er den Walter von Stolzing, was besonders noch am Schluß beim Preislied zu bemerken war. Eine ganz besondere Tenorleistung an diesem Abend. Da auch Daniel BEHLE als David engagiert war, der wiederum eine perfekte Abendleistung gerade in der Erzählung des 1. Akts erbrachte, kann man sagen, daß die „Bayreuther Meistergilde“ zusammen auf der Bühne des Nationaltheaters stand. Zu dieser Festaufführung von Richard Wagners Meisteroper gesellte sich als Sixtus Beckmesser der best disponierte Markus EICHE, der ebenso eine sehr gute Abendleistung erbrachte. Eine gute Regie-Idee, Beckmesser als Selbstmörder enden zu lassen. In gewohnter Bestleistung als Veit Pogner war wie stets Georg ZEPPENFELD.

Michael KUPFER-RADECKY war Fritz Kothner in guter Stimmverfassung, sowie auch die kleine Rolle des Nachtwächters von Milan SILJANOV bestens auf die Bühne kam. Bei den Damen war Julia KLEITER als Eva zu hören und zu sehen, die sich im 3. Aufzug stimmlich steigern konnte, ihr zur Seite als Magdalene Claudia MAHNKE in bester Abendform.

Der Dirigent des Abends war wieder einmal Kirill PETRENKO, der aus jedem Abend, an dem er am Pult steht, einen unvergeßlichen Abend einer musikalischen Perfektion macht. Ohne ihn – ein Verlust für Publikum und das BAYERISCHE STAATSORCHESTER. CHOR und EXTRACHOR traten in Besteinstudierung von Sören ECKHOFF auf, auch die STATISTERIE hier erwähnbar fügte sich bestens in die Inszenierung ein, die David BÖSCH übernommen hat, der ein modernes Nürnberg mit deren Einwohnern auf die Bühne stellte, auch die Kostüme von Meentje NIELSEN paßten sich dieser Inszenierung selbstverständlich an.

Man kann so Richard Wagners Werk auf die Bühne bringen – Sachs als Wanderschuster (sein Haus in Nürnberg hat der letzte Weltkrieg zerstört) mit bewohnbarer transportierbarer Auto-Schuster.Werkstatt, Beckmessers Werbeversuch auf eine fahrbare Hebebühne zu bringen, Veit Pogner mit dem Auto zu seinem Haus fahren zu lassen, David auf ein Moped zu setzen und aber leider – vor allen Dingen fehlte wieder einmal die Festwiese. Es ist allerdings eine sehr gute Regie-Idee, Walter von Stolzing am Ende mit Eva ohne Meistertitel in die Welt ziehen zu lassen – denn für die Jugend sind die Meister veraltet, obwohl man sie nicht verachten darf.

Ein unvergeßlicher Abend an der Bayerischen Staatsoper. I.St.