Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Librettisten Lorenzo da Ponte würden sich im Grabe herumdrehen, wenn sie sehen könnten, was der Regisseur David HERMANN aus ihrem jahrhundertelang auf den Opernbühnen der Welt erfolgreich und librettogetreu hier für die Opernfestspiele 2025, die im übrigen heuer 150 Jahre alt sind, auf die Bühne gestellt hat.
Hier tauchen schon während der Ouvertüre zwei hineininterpretierte Figuren auf wie Pluto, Gott der Unterwelt, und seine Gattin Prosperia, die ersterer für kurze Zeit auf die Erde schickt, um in verschiedene Personen „hineinzufahren“, so auch gleich zu Beginn in den Titelträger der Oper und am Ende sogar in Zerlina und Masetto.
Zudem wurden manche Szenen verändert, in die Komposition einige neue Stücke hineinkomponiert (vermutlich ist hier der Dirigent des Abends verantwortlich), so daß man guten Gewissens hier von einer neuen Oper sprechen könnte. Hier wäre gleich anzumerken, daß Vladimir JUROWSKI sich wohl etwas mehr in die Komposition Mozarts einfühlen müßte, es gab auch einige Buhs am Schluß für ihn, da das Publikum sich sicher mehr an Musikalität für die Musik Mozarts erwartet hätte.
Die Bühne allerdings paßte sich bestens den Regiegedanken von David Herrmann an, der verschiedene Szenen in einem nicht zu identifizierenden Amt spielen ließ. Auch die Kostüme von Sibylle WALLUM mußten sich diesen in der Jetztzeit spielenden Szenen anpassen. Christoph HEIL sorgte wieder mal für eine sehr gute Chorleistung. während Jean-Philippe GULOIS für eine gute Choreographie sorgen konnte.
Die Rolle des Titelträgers der Oper vertraute man Konstantin KRIMMEL an, einem großen Liedsänger, der wohl mit dieser Partie etwas überfordert war. Zu lyrisch erklang während des ganzen Abends sein Bariton, die berühmte Champagner-Arie erklang leider unverständlich und flüchtig, und bei seiner Todesszene wurde seine Stimme immer leiser und unverständlicher, auch fehlt seiner Figur das Diabolische.
In der Folge des Programmzettels taucht Christoph FISCHESSER als Komtur auf, eine lange vermißte Stimme an der Bayerischen Staatsoper, der für seine stimmliche Zeichnung seiner Figur sehr viel Schlußbeifall vom Publikum erhielt. Als Donna Anna war Vera-Lotte BOEKER auf der Bühne, die mit bester Technik ihre Arien mit sehr guter Darstellung zum Publikum brachte. Als Don Ottavio lernte man Giovanni SALA kennen, eine sehr gute weiche Tenorstimme, der dadurch die Gedanken Mozarts für diese Figur bestens meistern konnte.
Eine besondere Entdeckung für diese Partie dürfte Samantha HANKEY sein, die die große Arie der Donna Elvira mit bester Technik und Können zum Publikum brachte, was der Schlußbeifall ihr besonders dankte. Die Gestaltung des Leporello lag stimmlich in den besten Händen von Kyle KETELSEN. Avery AMEREAU als Zerlina und Michael MOFIDIAN als Massetto konnten beide ihre Rollen stimmlich wie darstellerisch bestens gestalten, wobei besonderes Frau Amereau eine technisch best geschulte Stimme dem Publikum präsentieren konnte. Die hineininterpretierte Unterwelt wurde von Andrea SCARFI als Pluto und Erica D‘AMICO als dessen Gattin Prosperia rollengemäß gestaltet.
Mehr kann über diesen enttäuschenden Opernabend nicht geschrieben werden. I.St.