„Mirandolina“ – 30. April 2014

Bayerische Staatsoper im Cuvilliés-Theater

Nach der Komödie „La Locandiera“ von Carlo Goldoni komponierte und betextete der Komponist Bohuslav Martinú seine Oper „Mirandolina“, ein Werk, das kaum aufgeführt, aber eine ins Ohr dringende Musik enthält, vor allen Dingen findet man hier Anklänge an Mozart und Puccini und anderen Komponisten, die Martinú in seiner Komposition verarbeitet hat, die aber dazu noch die Moderne enthält, und daher zu seinen eigenen musikalischen Ideen wurde.

Die Handlung entspricht ganz dem Stil der Commedia dell’arte, und erzählt von einer Wirtin, die die Männer in ihrem Lokal durch ihr attraktives Aussehen gepaart mit weiblichem Charme anlockt, die aber dann, um den intensiven Werbungen des Cavaliere, eines durch sie bekehrten Frauenhassers zu entgehen, ihren Kellner heiratet; ob sie aber dennoch den Cavaliere nebenbei erhört, läßt die großartige Regie von Christian STÜCKL offen. Christian Stückl inszenierte nach langer Zeit wieder einmal an der Bayerischen Staatsoper, suchte sich dazu das Opernstudio derselben aus, das begabte junge Sänger hat, und verlegte die Handlung des Stücks in ein Bungalow-Dorf mit Swimming-Pool der Jetztzeit irgendwo in Fernost, was auch die passenden Kostüme darin von Stefan HAGEMEIER auswiesen.

Christian Stückl spickte das Stück, das im übrigen nur wenig aber großartig durchkomponierte Arien enthält, mit seinen ihm eigenen Regie-Ideen, die seine Inszenierungen immer wieder anschaulich und durchdacht erscheinen lassen, so daß man sich mehr Oper von ihm wünscht. Er zeigt in diesem Stück dazu eine wieder einmal erstaunlich gelungene Personenregie, läßt das Temperament und den Gefühlsausbrüchen der Personen des Stücks freien Lauf. Manch anderer Regisseur könnte bei ihm in die Lehre gehen.

Da dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper ein ausgezeichnetes Sängermaterial zur Verfügung steht, wie schon erwähnt, die dazu bereits sehr gutes Darstellungsvermögen zeigen, wurde dieser Abend zu einem reinen Ohren- und Augenschmaus. In der Titelrolle der Mirandolina zeigte Maria CELENG ihr ganzes darstellerisches und gesangliches Können, die Stimme ist bereits perfekt, was man besonders in ihrer einzigen Arie bemerken konnte. Sie vermochte die Verführungskünste der begehrten Wirtin hervorragend gesanglich sowie darstellerisch herauszuarbeiten.

Ihr zur Seite der Cavaliere von Andrea BORGHINI, der seinen Kampf gegen das Verliebtsein sehr gut herausarbeiten konnte, vielleicht manchmal etwas zu überzeichnet; seinen glänzend geschulten Bariton hört man bereits jetzt schon in vielen Rollen an unserem Opernhaus. In den weiteren Rollen der Verehrer erlebte man Joshua STEWART als Conte und Leonard BERNAD als Marchese, beide Rollen waren sehr gut dargestellt, vor allen glänzte Leonard Bernad zum Gaudium des Publikums mit seiner Bananen-Einlage, die er offenbar zur Anlockung der Damenwelt aus seiner Badehose(oder Unterhose?) zog.

Der am Schluß erhörte Kellner Fabrizio von Matthew GRILLS konnte zwar stimmlich überzeugen, erschien aber im Großen und Ganzen etwas farblos in seiner Darstellung, was wohl mit dem Regiegedanken zu tun hatte, um nach der Heirat mit diesem die Wirtin doch dem Cavaliere zuzuführen. Die beiden männerwütigen „Damen“ Ortensia und Deianira von Yulia SOKOLIK und Rachel WILSON waren figurengerecht interpretiert, während man in der kleineren Rolle des Servitore Petr NEKORANEE zum ersten Mal auf der Bühne sah, der erst ab diesem Herbst zum Opernstudio der Bayerischen Staatsoper kommt, aber bereits jetzt schon sehr viel Spielfreudigkeit und Stimmtalent zeigt.

Durch den Abend führte der ebenfalls sehr junge Dirigent Alexander PRIOR das KAMMERORCHESTER DER BAYERISCHEN STAATSOPER, von dem man sicher im Laufe der kommenden Jahre noch mehr gute Leistungen erwarten darf.

Ein unvergeßlicher amüsanter Abend im Cuvilliés-Theater München.
I.St.