Mit diesem Auiftragswerk des Intendanten Josef E. KÖPPLINGER, der auch die Regie des Werks übernahm, konnte das Staatstheater am Gärtnerplatz das Publikum faszinieren, in dem es den großen aber doch unglücklichen Komponisten Franz Schubert charakterlich dargestellt erleben konnte, seine große Kunst, seine ewige unglückliche Verliebtheit und auch die Depressionen des Komponisten.
Es sei wohl nicht einfach, das Leben eines solchen Großen der Musikwelt in einer Oper aufzuzeigen, meinte die Komponistin Johanna Doderer, die unter Verwendung von Fragmenten einiger Kompositionen des Komponisten eine hörgerechte harmonische und doch zeitgerechte Musik schrieb, sozusagen gesangs- und publikumsfreundlich.
Da gibt es einige Stellen, die besonders herausragten wie der Gesangsmonolog der Kunstpfeiferin, die von Andreja ZIDARIC höhensicher und perfekt der Rolle angeglichen interpretiert wurde. Peter Turini stellte sich bei dieser Uraufführung für das Libretto zur Verfügung, koinnte den Freundeskreis von Franz Schubert hervorragend zeichnen, nur fehlte bei all den so bekannten Figuren der Freunde des großen Meisters der Musik Franz Lachner, der sogar in dem so informativen Programmheft erschien. Aber möglicherweise fehlte Lachner auf dieser Reise nach Atzenbrugg deshalb, weil er nicht mitreiste (was er aber meist tat), oder er hatte bereits seine Berufung über Stuttgart nach München, wo er als großer Komponist Generalmusikdirektor wurde.
Die musikalische Leitung dieser Uraufführung hatte Michael BRANDSTÄTTER übernommen, der mit routinierter Hand offenbar gerade für neue Musik ORCHESTER und Sänger bestens durch den Abend führte. Zunächst sei aber die durchdachte Regie des Werks durch den Intendanten selbst erwähnt, der das Publikum und die Sänger voll in die Zeit nach den napoleonischen Kriegen entführte und dadurch diese histiorische Stimmung erzeugen konnte. Man erlebte um Essen bettelnde napoleonische Kriegsveteranen auf der Bühne, Schubert und seine Freunde reisten im Leiterwagen nach Atzenbrugg mit auf dem Wagen befindlichen Klavier -selbst hier komponierte er noch. Und auf diesem Wagen spielte sich auch meist die ganze Handlung ab. Rainer SINELL sorgte für das zeitgerechte Bühnenbild und die ebenfalls zeitgerechten Kostüme, so daß man voll in der Zeit des Biedermeiers war.
Das Stück steht und fällt mit der Rolle des Franz Schubert, dessen perfekte Charakterisierung wie eingangs erwähnt in einem großen Einfühlungsvermögen interpretiert werden muß, was Daniel PROHASKA von Anfang an gelungen ist, und der auch tenoral in dieser Rolle voll aufgeht. Hier lebt Schubert. Besonders einprägend ist die Schlußszene, in der der große Musiker sich ohne Kleidung nurmehr seiner Musik widmet, was Daniel Prohaska äusserst beeindurckend gelungen ist. Unvergeßlich seine Darstellung.
Die nach Atzenbrugg mitreisenden Freunde Schuberts und auch weitere Reiseteilnehmer waren in dieser Uraufführung bestens mit perfektem Gesang und Darstellungsvermögen ausgewählt, wie Camille SCHNOOR als Josepha von Weisborn, mit Alexandros TSILOGIANNIS Franz von Tassiè, Schuberts siegreicher Nebenbuhler, Mathias HAUSMANN als stimmlich perfekter Leopold Kuppelwieser, zudem sich Timos Sirlantzis als Hofopernsänger Vogl in gleicher Stimmverfassung hinzugesellt.
Die „rote Caroo“ wurde von Anna-Katharina TONAUER eindrucksvoll rollengerecht gestaltet, ebens wie Daniel GUTMANN als Leopold Feder. Die Wurstmacherin von Florine SCHNITZEL, mehr eine Sprechrolle, war hierfür bestens besetzt, während der kurze aber sehr eindrucksvolle Auftritt von Holger OHLMANN als Schuberts Vater nicht vergessen werden darf.
CHOR und KINDERCHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ lagen in den bewährten Händen von Pietro NUMICO und Verena SARRÉ.
Anzumerken wäre noch, daß das Stück bereits virtuelle Zuschauer im Internet während der Corona-Zeit gefunden hat, hier aber in etwas anderer Form auf die Bühne kam. Ob es aber sich weiterhin auf den Bühnen halten kann, muß die Zukunft bringen. Dem Staatstheater am Gärtnerplatz ist jedenfalls für diese – leider bei nicht ganz ausverkauften Haus – Spielzeitpremiere zu gratulieren. I.St.