Die lang erwartete Inszenierung von David BÖSCH
stellt dieses musikalisch hochkarätige Werk von Bedrich Smetana realistisch auf
die Bühne, da schon allein das dem ländlichen Milieu Tschechiens voll
entsprechende Bühnenbild von Patrick BANNWART das Publikum voll in das
Handlungsgeschehen einstimmt. David Bösch stellte die Situation der männlichen
Landbevölkerung in den Mittelpunkt seiner Inszenierung, der es immer wieder
schwerfällt, geeignete Bäuerinnen für die Hofarbeit zu finden, und die deshalb
Heiratsvermittler dafür benötigt. Deshalb läßt er schon gegen Ende der
Ouvertüre den Heiratsvermittler Kezal in Form eines Videos als Drahtzieher des
Handlungsgeschehens ankündigen, schon gleich zu Anfang mit Handy auf der Bühne
als Karikatur eines bäuerlichen Mafioso. Hier allein schon und infolge konnte Günther
GROISSBÖCK schon in Darstellung und stimmlichen bassistischem Können punkten.
Im ansprechenden Bühnenbild von Patrick Bannwart kommt alles vor, was zu einem Dorfmilieu gehört, man sah einen Traktor auf der Bühne, der Liebhaber Hans fuhr mit dem Fahrrad zu seinen heimlichen Stelldicheins mit Marie und nicht zu übersehen ein lebendiges Schwein namens Willi als Haustier des Sonderlings Wenzel. Sogar ein Toilettenhäuschen befand sich auf der Bühne, deren Nutzung die männliche Landbevölkerung während des musikalischen Übergangs vom 1. in den 2. Akt allzu oft in Anspruch nehmen mußte (man kann sich da leider nicht gut genug auf die Musik konzentrieren – im Übrigen beste Choreinstudierung von Sören ECKHOFF), sogar der Traktor wurde dazu von Kezal benutzt. So vieler Pinkelei hätte es allerdings nicht bedurft. Eine Regie-Idee war es auch, daß der genasführte Kezal am Ende von Marie und Hans mit Gülle übergossen wurde, aber all dies Geschilderte paßte dann doch irgendwie zum Stück. Sogar der Souffleurkasten wurde während der ganzen Aufführung mit einbezogen.
Die musikalische Leitung des Abends hatte der aus Brünn stammende Dirigent Tomás HANUS, der allein schon durch seine Abstammung die geeignetste Dirigathand für die Musik Smetanas hatte und daher gefühlvoll das BAYERISCHE STAATSORCHESTER durch den Abend führen konnte.
In den weiteren Rollen der Protagonisten erlebte man Selene ZANETTI als Marie aus dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper, die sich sehr gut in die Rolle der „verkauften Braut“ einfühlen und deshalb eine sehr gute auch darstellerische Abendleistung erbringen konnte, als ihre Eltern fügten sich Oliver ZWARG und Helena ZUBANOVICH bestens ein. Auch Kristof KLOREK und Irmgard VILSMAIER als Eltern der Söhne Hans und Wenzel waren hier sehr gut ausgewählt.
In der Tölpel-Rolle des Wenzel brillierte Wolfgang AIBLINGER-SPERRHACKE, besonders bei seinem Auftritt mit dem Schwein Willi und dann zum Schluß bei seiner Bärenverwandlung enorm punkten konnte. In der Liebhaberrolle des Hans verschaffte sich Pavol BRESLIK wiederum mehr die Gunst des Publikums, besonders ansprechend im Duett mit Kezal/Günther Groissböck, als er, wohlwissend, daß er auch Michas Sohn ist, seine Braut verkauft, und die der Oper auch den Titel gegeben hat. Herr Breslik war in bester tenoraler Abendform.
Die Regie arbeitete auch die Zirkusgruppe humoristisch und durchdacht in den Schluß der Oper ein, wobei hier das Wanderzirkusmilieu bestens und publikumsanschaulich mit viel Klamauk und Witz auf die Bühne kam. Hier eine sehr gute Studie des Zirkusdirektors von Ulrich REß und sowie tänzerisch und stimmlich gut gestaltet Anna EL KHASHEM als Esmeralda. Man muß bemerken, daß endlich einmal eine Inszenierung librettogerecht (Karel Sabina – in deutscher Übersetzung von Max Kalbeck) auf die Bühne kam, dafür muß man heute dankbar sein, gerade, weil das leider so selten auf den Bühnen befindliche Werk ja auch in deutscher Sprache von der Bayerischen Staatsoper aufgeführt wurde.
Aber trotzdem muß angeführt werden, daß die Erinnerung an die Bestinterpreten des Werks wie Gottlob Frick, Fritz Wunderlich, Walter Ludwig und Kurt Böhme und wie die Großen der Vergangenheit alle darin wirkten, einfach nicht verblassen sollte. I.St.