Wieder eine Sternstunde im Staatstheater am Gärtnerplatz, Intendant Josef E, KÖPPLINGER führte Regie und bewies gerade an diesem Abend, wie wichtig eine durchdachte und publikumsfreundliche Regie ist, um das Publikum in jeder Hinsicht zu erfreuen und gerade die Jugend wieder ins Theater zu locken.
Intendant Köpplinger ist dafür immer ein Garant für diese exzellent durchdachten Regie-Ideen, er inszeniert librettogerecht (Lorenzo Da Ponte nach Beaumarchais) und hat dabei immer wieder neue Einfälle, die er mit den auftretenden Protagonisten eines Werks ausführlich erarbeitet. So fanden hier neben anderen geglückten Regie-Ideen zum Ergötzen des Publikums zwei lebende Hunde ihren Platz im gräflichen Palais, die sich bei ihrem kurzen Auftritt sichtlich wohl fühlten.
Rubén DUBROVSKY, der neue Chefdirigent des Hauses ab der nächsten Spielzeit, stellte sich mit einem äußerst präzisen Dirigatstil gerade für Wolfang Amadeus Mozart vor, er dirigierte temperament- und schwungvoll mit viel Einfühlungsvermögen für Mozarts Meisterwerk und erhielt bereits bravis bei seinem Erscheinen am Pult nach der Pause. Man hatte das Gefühl, er reizt jede Note aus. Eine geglückte Hand für die Sängerführung war ihm an diesem Abend eigen, und man darf sich auf die neue Spielzeit unter seiner musikalischen Leitung des ORCHESTERS DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ freuen.
Ebenso freuen darf sich der Regisseur über sein großartig ausgewähltes Ensemble, die zum großen Teil die Figuren der Oper stellten, allen voran Levente PÁLL in der Titelpartie, stimmlich wie darstellerisch eine Bestwahl für diese Partie, durchtrieben und schlau und doch seinem Herrn untertan, mimte er seine Rolle, vor allen Dingen trug er ausdrucksxstark die großen Arien des Figaro vor; hervorzuheben dazun hier die Szenen mit seiner Verlobten Susanna, wo man die Darstellung und Stimme von Sophie MITTERHUBER zu hören bekam, die ihre Arie im 4. Akt mit Bravour zum besten erbringen konnte. Ihre Darstellung eines Kammermädchens – listig und bauernschlau – konnte nicht besser auf die Bühne gebracht werden.
Als Graf Almaviva war Ludwig MITTELHAMMER auf der Bühne, dessen Darstellung des liebeswütigen Grafen gut herausgearbeitet war, besonders anzumerken in der Szene mit seiner Gattin im 2. Akt, die bekannte Arie des Grafen nach der Pause „Hai giá la finta la causa“ erklang fast zu temperamentvoll. Wieder einmal zeigte Anna-Katharina TONAUER ihr großes stimmliches wie darstellerischesx Können, unübertrefflich ihr Cherubino des Abends, perfekter konnte man diesen pubertierenden Jugendlichen nicht auf die Bühne bringen. Zum ersten Mal auf der Bühne des Gärtnerplatztheaters war Ana Maria LABIN zu erleben, deren Gräfin gerade in ihren beiden Soli durch exzellente piani auffiel, sie konnte ihre Rolle der uinglücklichen vernachläßigten Ehefrau hervorragend zeichnen, und man würde diese Stimme gerne desöfteren auf der Bühne des Gärtnerplatz-Theaters hören.
Eine herrliche Studie lieferten Anna AGATHANOS als Marcellina und Reinhard MAYR als Bartolo ab, beide waren für ihre Rollen nicht nur bestens disponiert, sondern konnten voll ihr darsatellerisches Können ausleben. Juan Carlos FALCÒN war als Don Basilio tenoral bestens besetzt, auch der Richter Don Curzio von Caspar RIEGER konnte sich in seiner Rolle behaupten, ebenso lieferte Alexander GRASSAUER als Gärtner eine weitere sehr gute Studie bei seinen Auftritten ab. Ein Augenmerk ist auf Julia STURZLBAUM als Barbarina zu werfen, die mit großem Spieltalent auch stimmlich, gerade im 4. Akt der Nadelsuche diese Rolle meisterte.
Ein besonderes Augenmerk bei diesder Inszenierung mag hier auf das Bühnenbild gelegt werden, das Johannes LEIACKER entwarf und das obwohl Regie mit Kostümen (Thomas KAISER) die ganze Oper in der Jetztzeit spielen läßt, äußerst prägnant das gräfliche Umfeld zeigen konnte. Hier mag positiv erwähnt werden, daß der frühere Vorhang des Staatstheaters vor dem Umbau als Zugang vom gräflichen Schloß in den Garten (4.Akt) verwendet wurde.
Das Publikum tobte am Schluß mit Beifallskundgebungen. Diese Besprechung in allen Feinheiten und Bestleistungen in Regie und musikalischen Höhepunkten ausführlicher zu gestalten, müßte wegen Überlänge entfallen. Ein unvergeßlicher „Figaro“ am Staatstheater am Gärtnerplatz. I.St.