„The Snow Queen“ (Hans Abrahamsen) – 28. Dezember 2019

Wer da glaubt, das allen bekannte Märchen von Hans Christian Andersen szenisch und zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit auf der Bühne zu sehen, der irrt. Denn der Regisseur Andreas KRIEGENBURG verlegte die Handlung in eine Psycho-Krankenanstalt, wo Krankenschwestern ihren Pflegedienst verrichten und alles in diesem Milieu zutreffende auf die Bühne brachten. Wie Andreas Kriegenburg auf diese Idee kam, das berühmte Andersen-Märchen so zu inszenieren, mag dem Programmheft entnommen werden, in dem er seine Regie-Gedanken voll preisgibt. Er wollte wohl keine Kinderoper inszenieren, was aber einem Teil des Publikums gar nicht gefiel, denn vor der Pause gab es einige Buhs, und die Parkettreihen lichteten sich zu einem Drittel vor dem 3. Akt nach der Pause. Es ist schade um dieses so ansprechende Märchen, denn Kinderherzen und auch die der Erwachsenen schlagen bei dieser Geschichte beim Lesen höher, sie zeigt die Sehnsucht der Menschen nach Wärme und Geborgenheit auf, denn das Mädchen Gerda sucht bei vielen zu durchwandernden Stationen nach ihrem Freund Kay, der von der Schneekönigin entführt und durch Eindringen der Reste eines vom Teufels zerbrochenen Spiegels in Auge und Herz des Jungen erkaltet. Am Schluß löst sich alles in Wohlgefallen auf, denn Gerda findet ihren Freund und kommt mit ihm erlöst auf die Erde zurück.

Aber müssen denn die Illusionen der Menschen durch die erwähnten Inszenierungsgedanken zerstört werden? Man geht in die Oper, um sich zu entspannen, sich an der Musik zu ergötzen, um wieder Kraft zu tanken, die alltäglichen Mißlichtkeiten besser ertragen zu können – aber nein, in der Oper geht es weiter.

Die Musik von dem 1952 geborenen Hans Abrahamsen, der im übrigen auch das Libretto mit Hendrik Engelbrecht schrieb, war gut hörbar, man hörte viele Instrumentalsolis heraus, vor allem Harfenklänge, und auch für die Gesangsakteure war das Werk singbar komponiert.

Cornelius MEISTER zeigte für dieses gut komponierte moderne Opernwerk eine glückliche Dirigentenhand, gerade für dieses Werk war ein gutes Dirigat sehr wichtig, er konnte mit dem BAYERISCHEN STAATSORCHESTER wenigstens musikalisch Märchenhaftes erzeugen.

Bühne und Kostüme konnten sich gut präsentieren (hier Harald B. THOR und Andreas SCHRAAD). Die CHOReinstudierung und auch die Choreographie lagen in den bewährten Händen von Stellario FAGONE und Zenta HAERTER, letztere zeigte eine Bestleistung bei den Schlußszenen der Kinder.

Als Gerda konnte man eine lang vermißte Stimme an der Bayerischen Staatsoper erleben, nämlich Barbara HANNIGAN, bestens disponiert, die für die Rolle der Gerda geradezu prädestiniert schien. Als Kay war Rachael WILSON eine Bestbesetzung, zumal auch im stummen Double der Schauspieler Thomas GRÄßLE eine gute Wahl in der Darstellung war. In den Rollen der Grandmother, Old lady und Finn Woman konnte Katharina DALAYMAN punkten, Snow Queen, Reindeer und Glock l,agen in den bewährten bassistischen Händen von Peter ROSE (ob er sich darin wohl fühlte?), Prince und Princess waren mit Dean POWER und Caroline WETTERGREEN ausreichend besetzt. Die das Stück aufhellenden Rollen der beiden Raben waren mit zwei Vollblutkünstlern besetzt, nämlich zeigte Kevin CONNERS hier wieder sein großartiges Talent für solche Rollengestaltungen, während der Countertenor Owen WILLETS sich in dieser Rolle bestens präsentieren konnte.

Diese Inszenierung hatte auch einige Lichtblicke, so das Ende der Oper, wo Kay und Gerda sich vom Palast der Schneekönigin zurück bis in die Kindheit hinein zurückbegaben, die Zeitwanderung ist geglückt ausgedrückt durch tanzende und spielende kindliche Gerdas und Kays.

Man sang diese Erstaufführung an der Bayerischen Staatsoper in englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.

Der Schlußapplaus war vom Rest des anwesenden Publikums anerkennend. I.St.