„Don Giovanni“ – 28. Oktober 2018

Mit dieser Wiederaufnahme der Bravouroper von Wolfgang Amadeus Mozart mit dem Libretto von Lorenzo Da Ponte bewies das Staatstheater am Gärtnerplatz, daß es sich nur hervorragende Regisseure an sein Haus holt, sondern daneben oder auch dazu noch in der musikalischen Weise die besten Interpreten am Haus hat. Premiere des Stücks war bereits während der Umbauphase im Cuvilliés-Theater München am 24. Juni 2017 unter anderem Dirigat und teilweise anderen Gesangsinterpreten.

Der Regisseur Herbert FÖTTINGER inszenierte das Stück aber so, daß es ohne Weiteres in das wieder erstandene Gärtnertheater übernommen werden konnte, auch bei der Wiederaufnahme konnten seine Regie-Ideen von damals nicht besseren Anklang beim Publikum finden. Er inszenierte mit eindrucksvollem Einheitsbühnenbild (Walter VOGELWEIDER) das Stück auf einer Drehbühne, jeweils zur Szene passend, verlegte die Handlung in die Jetztzeit mit dazu passenden Kostümen von Alfred MAYERHOFER und hatte hier die sehr gute Regie-Idee, Don Giovanni als übersatten Party-Löwen darstellen zu lassen, der den letzten Akt, den Todesakt, im Drogenwahn erlebte und sich dann selbst richtete. Er sparte nicht mit Erotik -Szenen auf der Bühne, die gerade im 1.Akt besonders zum Tragen kamen, da sichtbar Donna Anna dem Begehren Don Giovannis verfallen war, da sie kaum ausreichend körperliche Liebe von ihrem Verlobten Don Ottavio als langweilig dargestellte Figur (in guter Stimmverfassung Gyula RAB – man hat ihm leider seine Arie „Il mio tesoro intanto“ nicht gegönnt) erwarten konnte. Auch waren Party-Mädchen oben ohne auf der Bühne, passend zur Inszenierung. In dieser Inszenierung knistert es an Spannung von Anfang an in jeder Szene.

Erheblichen Anteil daran hatte aber die musikalische Seite an diesem Abend. Die musikalische Leitung hatte der Chef des Hauses Anthony BRAMALL, dem eine perfekte Interpretation von Mozarts Komposition gelang, überdacht waren die perfekten tempi und die ausgezeichnete Sängerführung an diesem Abend.

In der Titelpartie des Don Giovanni gelang Mathias HAUSMANN eine sehr gute baritonale Leistung, auch in der Darstellung glaubte man ihm den Verführer. Jennifer O’LOUGHLIN als Donna Anna gelang ebenfalls gewürzt mit den ihr eigenen Koloraturmöglichkeiten eine stimmlich und darstellerisch perfekte Figur, sie konnte auch bestens ihre sexuelle Abhängigkeit von Don Giovanni dem Publikum nahe bringen. Als Donna Elvira erlebte man eine Sternstunde des Gesangs mit Camille SCHNOOR, sie sang die berühmte Arie des 2. Akts mit einer unvergleichlicher Perfektion, die viele Sängerinnen dieser Partie wegen ihrer Schwierigkeit sich nicht zu singen trauen und die deshalb bei vielen Inszenierungen anderer Bühnen gestrichen ist.

Den Vogel des Abends schoß zusätzlich noch Levente PÁLL als Leporello ab, stimmlich in bester Abendform stellte er den „für alles verantwortlichen Diener“ humoristisch dar und konnte am Schluß dafür den großen Dank des Publikums entgegennehmen. Eine gute Wahl war auch das Paar Zerlina/Masetto mit Jasmina SAKR und Timos SIRIANTZIS zu besetzen, beide machten ihre Sache sehr gut, besonders konnte Jasmina Sakr ihre Partie vor allen Dingen stimmlich gut interpretieren. Auch Christoph SEIDL als Komtur war bestens besetzt. CHOR und STATISTERIE DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ fügten sich bestens in den Abend ein (Einstudierung Karl BERNEWITz).

Um so einen perfekten musikalisch und darstellerisch unvergeßlichen Abend auf die Bühne zu bringen, braucht man einen Dirigenten, der die Kompositionsgedanken des Komponisten voll auf das ORCHESTER übertragen kann und Gesangsinterpreten der Spitzenklasse, und das konnte man an diesem Abend am Staatstheater am Gärtnerplatz erleben. I.St.