„Tannhäuser“ – 28. Juli 2024

Diese Inszenierung von Romeo CASTELLUCCI, der allein für Bühne, Kostüme und sogar Licht sich verantwortlich zeigte, enthält einige Fragezeichen für die Verständlichkeit.

Allerdings ist vorweg positiv zu erwähnen, daß man schon bei der Ouvertüre durch mit Pfeil und Bogen schießende barbusige Bacchantinnen (hier präsentierten sich die DAMEN DES OPERNBALLETTS DER BAYERISCHEN STAATSOPER) auf das kommende Handlungsgeschehen im Venusberg eingestimmt werden konnte, hier setzte der Regisseur alles auf die Sinneslust dort, zumal man die dort herrschende ständige Begierde durch dementsprechende Bewegungen der Statisten in einem sogenannten Fleischberg, in dem auch Venus saß, gut erkennen konnte, und dem der Titelheld einfach nicht mehr ausgesetzt sein will. Die übrigen Akte bis auf den letzten waren librettogetreu – vom Komponisten selbst verfaßt – inszeniert, bis auf den letzten Akt, in dem man bei der Romerzählung immerwährende Leichentransporte von Elisabeth und Klaus (wer ist Klaus in diesem Libretto?) in Kauf nehmen mußte. Teilweise waren auch die Kostüme in der Jetztzeit angesiedelt.

Alles in allem muß man sich neben der Konzentration auf die Musik und die Stimmen auch noch in diese Regie-Gedanken hineinfinden, was sehr ablenkt. Da wie schon erwähnt Richard Wagner zu dieser seiner Oper selbst das Libretto im Jahre 1845 verfaßte, spielte man doch nach der revidierten Fassung vom 5.Mai 2024, obwohl die Premiere bereits am 21. Mai 2017 stattfand.

Musikalisch allerdings hörte man selten einen so perfekten Wagner, denn es stand ein Meister seines Fachs, nämlich Sebastian WEIGLE am Pult, ein Garant für perfekte und vollendete Interpretation in Orchester- und Sängerführung. Schon allein ihn immer wieder am Pult unseres Opernhauses zu finden, mag einen Besuch einer Oper wert sein,
mag sie noch so unverständlich inszeniert sein wie an diesem Abend.

In der Reihenfolge des Programmzettels war Ain ANGER als Landgraf Hermann zu erwähnen, der seine Rolle gut gesanglich ausleben konnte. Natürlich und wie schon so oft war Klaus Florian VOGT in der Titelpartie zu erleben, eine Rolle, die er offenbar selbst immer wieder stimmlich ausarbeitet, denn sie entwickelt sich zu seiner Leib- und Magenrolle, einen besseren Titelhelden kann man sich nicht vorstellen. Vor allem seine Rom-Erzählung konnte er zum Mittelpunkt seiner Rolleninterpretation machen, textverständlich und präzise vorgetragen. Eine Idealbesetzung.

Daneben ist André SCHUEN als Wolfram von Eschenbach ein Volltreffer in der Besetzung, weiche und ausgefeilte Baritontöne erklingen hier, und er weiß auch, die etwas zurückhaltende Rolle des Wolframs zu einem Mittelpunkt dieser Aufführung zu machen. Die weiteren Minnesänger wie Walther von der Vogelweide (Jonas HACKER), Biterolf (Martin SNELL), Heirich der Schreiber (Andrés AGUDELU) und Reinmar von Zweter (Alexander KÖPRCZI) waren mit hervorragend disponierten Sängern besetzt.

Elisabeth TEIGE als Elisabeth konnte sich mit der sogenannte Hallenarie bestens dem Publikum vorstellen, während man als Venus die Stimme von Yulia MATOCHKINA kennenlernen konnte, deren Darstellung und stimmliche Interpretation des 1. Akts sehr gut gefiel. Der junge Hirt im 2. Akt wurde dieses Mal mit einer glockenreinen perfekt disponierten Frauenstimme von Eririn ROGNERUD besetzt, während doch vier SOLISTEN DES TÖLZER KNABENCHOR für die vier Edelknaben ausgewählt wurden, die ihre Sache gut machten. Die perfekte CHOReinstudierung lag wieder in den Händen von Christoph HEIL, während Cindy VAN ACKER für die Choreographie des Opernballetts der Bayerischen Staatsoper sich bestens verantwortlich zeigte.

Zum Abschluß der Spielzeit an der Bayerischen Staatsoper wünscht man sich für alle verständliche librettogerechte Inszenierungen für die kommende Spielzeit 2024/2025.
I.St.