„La Traviata“ – 28. Juni 2022

Diese Inszenierung von Günther KRÄMER, die sich schon seit Jahren an der Bayerischen Staatsoper hält – sie ist handlungsgerecht und deshalb publikumsverständlich auf der Bühne – erfreut immer wieder, ist aus diesen Gründen auch meist ausverkauft (so auch jetzt während der Opernfestspiele 2022 an der Bayerischen Staatsoper) zumal die tragenden Gesangspartien auch von Weltstars der Opernbühne interpretiert werden.

So erlebte man gerade in der Hauptpartie der Violetta Valery Lisette OROPESA, eine Koloratursopranistin, die erstmals in 2012 an der Bayerischen Staatsoper gesungen hat, und hier nach langer Zeit wieder zu hören und zu sehen war. Ihre schlank geführte Stimme zeigt sehr viele dramatische Höhen auf, deshalb erklang „È strano“ besonders eindrucksvoll und auch in der Todesszene des letzten Akts bewies so ungemeine Ausdrucksstärke. Eine außergewöhnliche Sängerin.

Da die Bayerische Staatsoper derzeit mit vielen Corona-Krankheitsausfällen zu kämpfen hat, sprang für den erkrankten Tenor als Alfredo Dmytro POPOV ein, der seinen Part sehr gut beherrschte, aber leider fehlte ihm die Schlußhöhe in der Cabaletta des 2.Aktes, was aber durchaus nicht störend wirkte. Als Giorgio Germont konnte man Simon KEENLYSIDE erleben, der mit starken voluminösen Baritontönen seine Vaterrolle autoritär gestaltete, warum?

Die weiteren Partien waren teilweise mit Ensemble-Mitglieder und Mitgliedern des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper rollengerecht besetzt, so Daria PROSZEK als Flora, Emily SIERRA als Anina sowie Galeano SALAS als Gaston, Bálínt SZABÓ als Baron Douphol, Daniel NOYOLA als Marquis d’Obigny, Martin SNELL als Doktor Grenville in Bestinterpretation, Granit MUSLIU als Giuseppe nebst Theodore PLATT als Diener Floras, Milans SILJANOV als Gärtner. In der stummen Rolle der Schwester Alfredos konnte sich Anna RESSEL präsentieren.

Stellario FAGONE brachte durch seine exzellente Choreinstudierung den CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER wieder einmal zu einer Bestleistung, gerade im 2. Akt. Die Dirigentin des Abends war Giedré SLEKYTE, die nach anfänglichen Startschwierigkeiten beim Vorspiel aber dann das BAYERISCHE STAATSORCHESTER zu einer sehr guten Abendleistung führte und auch die Sänger voll im Griff hatte. I.St.