„L‘heure espangnole“ – 28. April 2019

Dieses einaktige Werk von Maurice Ravel – ansonsten ist dem breiten Publikum nur sein berühmter „Bolero“ bekannt – fand in einer humoristisch auf die Bühne gebrachten Inszenierung in einer dem Publikum wiederum bis dato nicht bekannten Studiobühne des Staatstheaters am Gärtnerplatz statt. Diese Bühne eignet sich sehr gut für solche Einakter, ist doch die Akustik dort gut, auch wenn man das Orchester – die Musiker des Gärtnerplatztheaters erheblich reduziert als Kammerorchester – am hinteren Teil der Bühne findet, man ist sozusagen mittendrin im Handlungsgeschehen, das nach dem Libretto von Franc Nohain in witzigen Regieeinfällen von Lukas WACHERNIG – auf die Bühne kam.

Man spricht nicht umsonst von einer „spanischen Stunde“, wenn untreue Ehefrauen sich einen Ausflug zu anderen Männern gönnen. Für diese musikalische Komödie, die ihre Uraufführung am 19. Mai 1911 in der Pariser Opéra Comique hatte, interessierte sich der Komponist zur Wiederbelebung der opera buffa, was ihm voll gelungen ist. Musikalisch und sehr gut für Gesangsstimmen komponiert, und dennoch hörte man in vielen Phasen unvergleichlich seine wohl berühmteste Komposition, den „Bolero“ heraus, gerade am Ende der Oper.

Drei Männer unterschiedlichen Standes umschwirrten die Ehefrau Concepcion – sehr gut gesungen und dargestellt von Valentina STADLER – des Uhrmachers Torquemada (in guter Stimmposition Juan Carlos FALCÓN), die sie in zur Reparatur und Kauf anstehende Uhren versteckte, sie dann aber dem ihr am attraktivsten und stärksten den Vorzug gab, nämlich Ramiro als Ringkämpfer dargestellt mit fülligem kräftigen Bariton von Matija MEIC, der ein großer Gewinn für das Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz darstellt.

Gyula RAB als Gonzalvo, der in Stierkampfkleidung auf die Bühne kam, brachte seinen Part mit reinen sehr guten Tenortönen in bester Abendform zum Publikum, Christoph SEIDL als Don Inigo Gomez in witziger Adelskleidung glänzte besonders, als er von Ramiro in eine Plastikverpackung gesteckt wurde, und er sich wiederum als versteckter Bewerber um die Gunst der Concepcion in einer für seine Größe viel zu kleinen Uhr verstecken mußte.

Die gut gestaltete uhrenreiche Bühne und die witzigen Kostüme von Stephanie THURMAIR trugen sehr zum Abenderfolg des Stücks bei. Ebenso erlebte man einen jungen Dirigenten, nämlich Kiril STANKOW, der das KAMMERORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ fest in der Hand hatte, und die Musik Ravels deshalb gut zum Publikum bringen konnte. Ein amüsanter Abend im Gärtnertheater. I.St.