„La Bohème – 28. März 2019

„Klub La Bohème“ – so nannte man die Künstlerkneipe, die in Torre di Lago, der eigentlichen Heimat und Wohlfühlstätte des großen Verismo-Komponisten Giacomo Puccini entstand, in der sich damals die Künstler aller Genres trafen, um zu feiern, und dies dann im Hause Puccinis fortsetzten, während der Komponist im Nebenzimmer saß und komponierte. Die Wände des Klubs wurden mit eigenen Zeichnungen und Karikaturen bemalt – nach diesem Milieu richtete sich die Inszenierung von Bernd MOTTL, der diese allerdings in die moderne Zeit versetzte, in der die Handlungsfiguren der Oper als von der Hand in den Mund lebende Aussteiger aus dem Bürgerlichen lebten, also nicht unbedingt arme Künstler waren. Das Bühnenbild von Friedrich EGGERT und die Kostüme von Alfred MAYERHOFER paßten sich dieser Inszenierungsidee voll an.

So war der Maler Marcello ein Graffiti-Künstler, Graffiti zog sich durch das ganze Handlungsgeschehen, das Café Momus war eine Promi-Kneipe und sogar die berühmte Mantel-Szene des Colline kam als Gag auf die Bühne.

Musikalisch allerdings konnte die Musik Puccinis nicht besser interpretiert werden. Anthony BRAMALL zeigte wie stets ein großartiges Einfühlungsvermögen in den Verismo des Komponisten und führte die Sänger bestens durch den Abend. Die Sängerriege war wieder aus dem Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz erwählt, dem man für solche Perfektionisten des Gesangs nur gratulieren kann. Als Mimi, die als kranke Wanderstudentin auf die Bühne kam, war Camille SCHNOOR eine Bestbesetzung, steigerungsfähig und ausgefeilt kamen die Töne herüber, das gleiche gilt auch für den Interpreten des Rodolfo Lucian KRASZNEC, der in besonderer Abendform eine tenorale Bestleistung erbrachte. Matija MEIC als Marcello konnte sich bestdisponiert einreihen, während allerdings Mária CELENG als Musetta in einem ausgefallenen Outfit nicht nur eine hervorragende schauspielerische Leistung vollbrachte, sondern daneben mit einer wandlungsfähigen Sopranstimme die Rolle der Flatterhaften bestens ausgearbeitet gestaltete.

Levente PÁLL als Colline war wieder in bester Abendform, was bei der berühmten und bekannten Mantelarie besonders zu hören war, Christoph FILLER als Schaunard konnte diese seine Rolle gut darstellen. Besonders belustigend in der kleinen Rolle als Parpignol war Stefan THOMAS, der als Christbaum im Café Momus auftrat, während der von Musetta genasführte alte Liebhaber Alcindoro von Holger OHLMANN ebenfalls gut interpretiert wurde. Thomas HOHENBERGER als Sergeant und Martin HAUSBERG als Zöllner fügten sich in die Sängerriege sehr gut ein.

CHOR und KINDERCHOR, jeweils einstudiert von Pietro NUMICO und Verena SARRÉ, taten ihr bestes zum Gelingen dieser Aufführung. Gesungen wurde in italienischer Sprache nach dem Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa nach „Scénes la vie de bohéme“ von Henri Murger, wobei sich die deutschen Übertitel in manchem sehr dem „anderen“ auf der Bühne anpaßten.

Tosender Beifall am Ende für Sänger, Dirigent und Regisseur. I.St.