„Le Tribut de Zamora“ – 3. Sonntagskonzert – 28. Januar 2018

Mit dieser den Opernfreunden völlig unbekannter letzter Opernkomposition von Charles Gounod schoß der Bayerische Rundfunk den Vogel ab, ein unvergeßlicher Abend hier im Prinzregententheater München. Der Bayerische Rundfunk widmet sich desöfteren in Zusammenarbeit mit Palazetto Bru Zane – Centre de musique romantique francaise, einer Organisation mit Sitz in Venedig, die sich vorwiegend mit der Entdeckung kaum gespielter französischer Opern der Romantik beschäftigt – in konzertanter Form diesen kaum aufgeführten Opern, so auch an diesem Abend. Charles Gounods schuf sich hier in dieser seiner letzten Oper ein musikalisches Denkmal, er läßt hier die große französische Oper wieder voll aufleben, sie ist an musikalischer Dramatik auch kaum zu toppen, und bei welcher man auch Sänger benötigt, die bestens disponiert sein müssen, da sich dieses Werk bis zum Schluß gerade für Stimmen enorm steigert und keinerlei Stimmschwächen zuläßt.

Der Bayerische Rundfunk konnte solche Stimmen gewinnen, und dazu noch einen Dirigenten wie Hervé NIQUET, dessen eigenwillige Dirigierauffassung (er dirigiert gefühlvoll mit ganzem Körpereinsatz ohne Taktstock) aus ORCHESTER und Sänger das beste herauszuholen vermag. Die Handlung des Stücks bezieht sich auf die Eroberung Spaniens durch die muslimischen Sarazenen und spielt im 9. Jahrhundert. Sie erzählt die Liebesgeschichte zwischen Xaima und Manoel, in Xaima verliebt sich der maurische Ben Said, der sie auch als Tribut von Zamora als Sklavin erwirbt, sie in seinen Harem verschleppt, in dem sich die wahnsinnige Hermosa befindet, die wie sich später herausstellt die Mutter der Xaima ist, die bei Wiedererkennen ihrer Tochter normal wird, was aber nicht bekannt wird und die, um der Freiheit Willen für sich und Tochter nebst künftigen Schwiegersohn den liebestollen Ben Said ersticht. Sie kommen alle drei deshalb frei, weil der Koran die Freiheit für dem Wahn Verfallene verspricht.

Diese Oper enthält einige große Arien und Duette, hier zu erwähnen besonders die Arien und Duette (hauptsächlich mit Tochter Xaima) der Hermosa, die dadurch zur Zentralfigur der Oper wird, besonders zu erwähnen hier der patriotische Ausbruch „Auf Ihr Kinder Spaniens“. Diese Figur wurde an diesem Abend von Jennifer HOLLOWAY meisterlich mit einem schön und dramatisch geführten Mezzo verkörpert, während die weiteren Hauptpartien wie Judith VAN WANROIJ als Xaima und Edgaras MONTVIDAS als Manoel in steigerungsfähiger Stimmposition bis zum Schluß zum Gelingen der Aufführung beitrugen.

Als der liebeshungrige zu Tode kommende Ben Said sang ausdrucksbetont der Bariton Tassis CHRISTOYANNIS, seinen Bruder Hadjar, dem einstmals Monoel das Leben rettete, verkörperte best disponiert Boris PINKHASOVICH, in den weiteren Rollen traten auf Juliette MARS als Iglesia, Artavazd SARGSYAN als Alkalde und Jérome BOUTILLIER als König in bester Abendform.

Dieses Werk enthält große Chorszenen, die bestens einstudiert von Stellario FAGONE durch den CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs auf die Bühne kamen.

Solche Interpretationen unbekannter Werke werden in lebendiger Erinnerung bleiben. I.St.