„Orlando Paladino“ – 27. Juli 2018

Der Regisseur Axel RANISCH, der vom Film kommt, entführte das Publikum mit dieser Inszenierung dieses musikalisch hochkarätigen Werks des Mozartvorgängers Joseph Haydn auch in die virtuelle Welt des Films. Schon bei Beginn der Oper während der Ouvertüre war man in einem Foyer eines Kinos, wobei man aufgeklärt wurde,was sich da so alles hinter und vor den Kinokulissen abspielte, sogar vergnügten sich die Angestellten mit sichtbaren Liebesspielen. Axel Ranisch ließ einen Großteil der Handlung auch auf einer Leinwand als Film ablaufen, wobei er die Handlungsfiguren so platzierte, daß Film und Wirklichkeit sich miteinander vereinten. Es verschmolzen das 20./21. Jahrhundert mit der Zeit des Barocks, in der solche Opern an den Höfen des Adels Gang und Gäbe waren, man fühlte sich damals in der Sagen- und Zauberwelt wohl, so auch der Komponist, der sein Werk im Schloß Eszterhazy zur Erstaufführung brachte.

Das Libretto von Nunziato Porta bezeichnet diese Oper auch als Dramma Eroicomico, was die Handlung auch erahnen läßt. Der Paladin Orlando ist in Angelica verliebt (eine großartige sängerische Leistung von Adela ZAHARIA in allen Arien, wo sie sich Stück für Stück noch steigerte bis zum Ende der Oper), die aber ihrerseits Medoro liebt (mit aufhorchender Tenorstimme Dovlet NURGELDIYEV), dazwischen der ebenfalls in Angelica verliebte Ritter Rodomonte (sehr gut gesungen und dargestellt von Edwin CROSSLEY-MERCER), das 2. Paar Eurilla, anfänglich als Reinigungskraft des Kinos aufgetreten (rollengerecht interpretiert mit guter Abendleistung von Elena SANCHO PEREG) und Diener Pasquale (eine hervorragende Interpretation von David PORTILLO gerade in seinem Solo über den Gesang) wurde unterstützt von Vater Licone (gut interpretiert von Guy de MEY),und über all dem ließ die Zauberin Alcina ihre Zauberkünste sprechen. Tara ERRAUGHT war eine Bestwahl für diese Partie.

Dazu gesellten sich noch Francois LIS als Caronte und in sehr gut dargestellten stummen Rollen Gabi HERZ und Heiko PINKOWSKI als Gabi und Heiko Herz. Für die Titelpartie gab es keinen besseren als den französischen Tenor Mathias VIDAL, dessen Ausdrucksfähigkeit in seiner Stimme gerade in Barockopern eine Höchstleistung erbringt, und der auch in der Darstellung dieses liebeswütigen am Ende bekehrten Ritters durch Baden im Fluß Lethe voll überzeugte. Die Kampfszenen mit mit Feind Rodomonte waren sehr gut wiedergegeben.

Hier wären noch die sehr gut entworfenen Kostüme von Falko HEROLD zu erwähnen, der auch das Bühnenbild inne hatte, er konnte Mittelalter mit Jetztzeit sehr gut verbinden.

Der Meister des Dirigierens der Barrock-Musik Ivor BOLTON konnte partiturgerecht das MÜNCHENER KAMMERORCHESTER durch den Abend führen. Auch fügte sich das OPERNBALLETT DER BAYERISCHEN STAATSOPER mit guter Choreographie von Magdalena Padrosa CELADA nebst STATISTERIE bestens in das Bühnengeschehen ein.

Alle Filmaufnahmen sind wohl in Bayern entstanden, da die Bayerische Staatsoper mit den Bayerischen Staatsforsten Grienwaldhof und Gut Deixlfurt erfolgreich zusammen gearbeitet hat und dadurch die Filmaufnahmen entstehen konnten, die Bühne mit Leinwand vereinigen konnten. I.St.