Gleich zu Beginn der Opernfestspiele 2023 setzte die Bayerische Staatsoper Giuseppe Verdis Meisterwerk mit dem Libretto von Arrigo Boito nach Shakespeares gleichnamigen Schauspiel auf das Festspielprogramm, wobei anzumerken wäre, daß einstmals bei der Wiederaufnahme in 2018 die Regie von Amélie NIERMEYER umstritten war, da sie das Werk in der Jetztzeit spielen läßt, was auch die Kostüme von Annelies VANLAERE beweisen.
Otello ist hier ein weißhäutiger Gouverneur von Zypern, er ersticht sich mit einem Messer am Schluß, nicht wie im Libretto und dem Schauspiel vermerkt mit seinem Schwert. Man sang im übrigen in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Man hatte wohl seit 2018 einige Änderungen unternommen, wobei das gerade dieser Inszenierung nicht geschadet hat, und man sich langsam an die modernen Regieauffassungen mancher Regisserue gewöhnen kann und muß. Besonders geglückt mag anzumerken sein, daß durch das Video von Philipp Batereau man in die Wohnstätte des Otello in Famagusta bestens entführt wurde, denn schließlich spielt das Stück im Zypern des Mittelalters, das Stück wurde im übrigen nach einer wahren Begebenheit einstmals von Shakespeare verfaßt.
Die musikalische Seite allerdings ist bestens zu beurteilen, der Dirigent des Abends Edward GARDNER schien für dieses Verdi-Dirigat prädestiniert, er führte das ORCHESTER DER BAYERISCHEN STAATSOPER an diesem Abend zu einer Bestleistung, hatte demnach alle Musiker fest im Griff und konnte dadurch auch die Gesangsprotagonisten zu den besten Leistungen führen.
Die Titelpartie wurde von zwei angekündigten Tenören abgesagt, aber man hatte zum Glück den armenischen Tenor Arsen SOGHOMOYAN gefunden, der äusserlich schon prädestiniert für diese Partie erscheint, stimmlich und darstellerisch aber diesen zur Verzweiflungstat angestifteten Herrscher von Zypern in abendlicher Bestform auf die’Bühne brachte, dessen Tenorstimme bestens färben und er im Gesang alle Gefühlsregungen einer Rolle ausdrücken kann.
Als Desdemona konnte man die ausdrucksbetonte Stimme von Ailyn PÉREZ kennenlernen, die ebenfalls für Arsen Soghomonyan die Idealpartnerin zu sein scheint, das Liebesduett zu Beginn war eingeübt gesungen, und das „Lied von der Weide“ und das Gebet der Desdemona mit Todesahnungen war stimmtechnisch wie darstellerisch bestens interpretiert. Jago Gerald FINLEY konnte vor allen Dingen bei seinem Credo beim Publikum bestens punkten, all dies, was er dort im Text singt, konnte er im Laufe seines Rollenverlaufs bestens ausdrucksstark wiedergeben, man glaubte ihm den großen Intriganten. Allerdings muiß wieder angemerkt werden, daß man ihn als Fähnrich des Otello in Jeans und T-Shirt steckte, wie auch alle weiteren Protagonisten des Abends in lässiger Straßenkleidung auftreten mußten.
Evan LeRoy JOHNSON war wieder Cassio vom Dienst, er war sehr gut disponiert, und mehr kann man aus dierser Rolle wohl nicht machen. Auch die weiteren Partien wie Roderigo (Granit MUSLIU), Lodovico (Bálint SZABO) und Montano (Daniel NOYOLA) waren in ihren Partien rollen- und stimmgerecht besetzt, ebenso der Herold mit Andrew HAMILTON. Eine stimmliche Entdeckung mit ihrer kleinen Partie der Emilia könnte Nadezha KARYAZINA für die Bayerische Staatsoper sein. Die CHÖRE lagen diesmal in den Händen von Johannes KNECHT und waren für dieses Werk gut einstudiert.
I.St.