Unter der informativen Einführung der Moderatorin Franziska STÜRZ, die auch für die Hörer des Bayerischen Rundfunks die Pauseninterviews übernahm, veranstaltete der Bayerische Rundfunk ein 2. Sonntagskonzert konzertant im Prinzregententheater München mit der kaum auf deutschen Bühnen aufgeführten Oper von Giuseppe Verdi mit einer sängerischen Weltstar-Besetzung, die man in dieser Formation kaum jemals auf einer Opernbühne finden wird.
„Ernani“ zählt zu den Erfolgsopern des Komponisten nach „Nabucco“, wobei sich Giuseppe Verdi auch noch Francesco Maria Piave zum Librettisten aussuchte, der letztendlich für die meisten Erfolgsopern des Komponisten verantwortlich war. Francesco Maria Piave richtete sein Libretto nach dem von Victor Hugo verfassten „Hernani“, der sich wegen der damals herrschenden Zensur nicht durchsetzen konnte. Das Stück handelt sich um die Liebe dreier Männer zu einer Frau, nämlich Elvira, die von ihrem alten Onkel Don Silva zur Frau begehrt wird, um die sich der spätere König Carlo ebenfalls bemüht, deren Liebe aber dem Banditen Ernani gehört, der seinerseits aber ein untergetauchter Adeliger Spanien ist, dort spielen sich auch die meisten Handlungsszenen ab. Das Stück endet mit dem Selbstmord des Ernani in dessen Hochzeitsnacht, weil er sich nach einem Hornklang selbst töten muß. Diese doch verwirrende, aber doch romantische Handlung in der damaligen Zeit (die Uraufführung war am 9. März 1844 im Teatro La Fenice) vertonte Verdi meisterhaft, stattete sie mit großartigen Arien und Chorszenen aus und entführte schon durch die kaum bekannte Ouvertüre in die romantische Handlung ein.
Ein herrlich durchkomponiertes Werk, das nicht umsonst von dem derzeitigen Chefdirigenten des RUNDFUNKORCHESTERS Ivan REPRUSIC aufgegriffen und von ihm mit erfahrender Verdi-Hand und Einfühlungsvermögen für Sänger, Chor und Orchester dem Publikum nahegebracht wurde, das den Künstlern in der Gesamtheit mit verdientem Beifall jubelnd für diese grandiose Aufführung dankte. Durch das dem Dirigenten zur Verfügung stehenden Weltklasse-Ensemble an Sängern war es kein Wunder, daß diese Aufführung unvergeßlich wurde.
In der Reihenfolge des Programmheftes trat Selene ZANETTI als Elvira auf, deren piani hervorragend gerade bei ihrer Auftrittsarie zum Publikum kamen, in der kleineren Partie der Giovanna erlebte man eine aufstrebende junge Mezzosopranistin Svetlina STOYANOVA.
In der Titelpartie konnte man wieder einmal die Sensationsstimme von Charles CASTRONOVO bestens disponiert erleben, der Tenor äusserte sich nicht umsonst sinngemäß im wiedergegebenen Ausschnitt des Pausengesprächs bei der Einführung, daß der Ernani in stimmlichen Händen eines Baritons liegt, der von George PETEAN in so hervorragender stimmlicher Disposition als König Carlo interpretiert wurde und der das Publikum nach seiner großen Arie des 3. Akts zu stürmischen Ovationen hinriß.
Ildebrando D’ARCANGELO sang den alten Liebhaber und Onkel der Elvira in gewohnter bester Stimmroutine. In den weiteren Partien war eine junge aufstrebende Tenorstimme von Matteo Ivan RASIC als Waffenträger des Königs zu vernehmen sowie Gabriel ROLLINSON als Jago sich in das Handlungsgeschehen gut einfügen konnte.
Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS in den doch vielen Chorszenen der Oper war wieder gekonnt und erfahren von Stellario FAGONE einstudiert, den man an der Bayerischen Staatsoper sehr vermißt.
Ein tosender Beifall des Publikums am Ende belohnte die Künstler und macht diese konzertante Aufführung zu einem unvergeßlichen Abend im Prinzregententheater München, wobei wieder festzustellen ist, daß man ohne Weiteres eine konzertante Oper besser genießen kann, als wenn man sich bei szenisch aufgeführten Opern über sinnentstellende Inszenierungen ärgern muß. I.St.