„Die tote Stadt“ – 26. November 2019

Diese durchdachte Inszenierung, sich ganz auf die Handlung konzentrierend, von Simon STONE stellt ungeheure Anforderungen an die Sängerinterpreten und braucht dazu noch einen Dirigenten wie Kirill PETRENKO, der die Gedanken des Komponisten voll mit seinem Orchester (hier wieder die exzellenten Musiker des BAYERISCHEN STAATSORCHESTERS) an einem Opernabend verwirklichen kann, denn Erich Wolfgang Korngold zeigt hier ein ungeheuer musikalisch hochkarätiges Werk. Es ist voll gelungen mit viel dramatischen und musikalisch einfühlsamen Stellen. Die illusionäre Handlung der Oper – der Witwer Paul, der seine verstorbene Frau Marie in einem häuslichen Altar verherrlicht und betrauert, und der in der realistischen und der Toten gleichenden Gestalt der Tänzerin Marietta diese glaubt wiedergefunden zu haben, diese dann aufgrund von Eifersucht erwürgt, dies sich aber am Ende als Vision herausstellt, denn Marietta „radelt“ hier lebend davon, und Paul geht aus seiner „toten Stadt“ mit seinem Freund in die Welt – braucht nicht nur die hohe Musikalität eines einfühlsamen Dirigats sondern auch gerade hier Sängerdarsteller, die diese schwierigen Gesangspartien bis zum Exzess beherrschen, und deshalb auch in der Darstellung in Perfektion dem Publikum nahebringen können. Gerade die Schlußszene des letzten Bildes mit dem vermeintlichen Mord an Marietta vermag an die beiden Hauptprotagonisten erhebliche gesangliche und darstellerische Anforderungen zu stellen.

Als Paul konnte Jonas KAUFMANN all sein sängerisches Können aufbieten, obwohl er an diesem Abend wohl doch manche tenorale Höhenmühen zu verzeichnen hatte, während Marlis PETERSEN als Marietta und in der Erscheinung der toten Marie eine außergewöhnliche perfekte gesangliche und darstellerische Gestaltung zeigen konnte. Den Darstellern generell konnte es aber auch durch die Drehbühne, die Wohnhaus des Paul und Wohnung von Marietta, in der handlungsgemäß durch ihre Schauspieltruppe auch ein wildes Gelage stattfand, leicht gemacht werden, zu ihrer guten Rollengestaltung zu finden (Bühne Ralph MYERS).

Andrzej FILONCZYK in den Doppelfiguren des Freundes Frank und Fritz, letzterer Angehöriger der Schauspieltruppe, konnte dieser besonders bei seiner Arie (verliebt in Marietta) „Mein Sehnen, mein Wähnen“ beim Publikum punkten, während die Haushälterin Brigitta von Jennifer JOHNSTON doch leichte gesangliche Mühen hatte.

Die Kollegen der Marietta in der Schauspieltruppe waren mit Mirjam MESAK, Corinna SCHEURLE und Manuel GÜNTHER, letzterer in beiden Rollen des Gaston und Victorin, und Dean POWER, Mäzen der Schauspieltruppe Graf Albert, gut besetzt. CHOR und KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER lagen wieder in den bewährten Händen von Stellario FAGONE
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Was eine durchdachte in Szene-Setzung, eine Starbesetzung für eine Opernrarität, wo wohl „Glück, das mir verblieb“ der Publikumsrenner ist (es bemühten sich viele Kartenlose schon Stunden vor Beginn um eine solche) ausmacht, das bewies die Bayerische Staatsoper (in Kooporation mit dem Theater Basel) an diesem Abend. I.St.