„La Sonnambula“ – 26. September 2016

Staatstheater am Gärtnerplatz im Prinzregententheater

Da es sich um eine Wiederaufnahme dieses leider sehr selten auf den Opernbühnen gespielten Werks des führenden Belcanto-Komponisten Vincenzo Bellini handelt, Premiere war am 8. Oktober 2015, mag auf die damalige Besprechung bezüglich Regie (Michael STURMINGER) nebst Bühnenbild und Kostümen (Andreas DONHAUSER, Renate MARTIN) eingegangen werden. Die Inszenierung kam glücklicherweise traditionell auf die Bühne, entführte uns voll in die Zeit des Biedermeier ins Schweizer Bergland, was Bühnenbild und Kostüme beweisen konnten. In solchen librettogerechten Aufführungen fühlt man sich einfach wohl und kann sich dazu auch voll auf das Werk konzentrieren, dessen Wiedergabe auf der Bühne des Prinzregententheaters München zu einem vollen musikalischen Erfolg führte.

Die musikalische Leitung hatte Marco COMIN inne, der eine perfekte musikalische Belcanto-Wiedergabe aus dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ herausarbeiten konnte und dieses sein Orchester dadurch zu einer sehr guten Abendleistung führte. Es standen aber auch für die Arien und Duette, die in einer Belcanto-Oper gerade bei Bellini gesangliche Spitzenkräfte verlangt, sehr gute Belcanto-Interpreten auf der Bühne.

In der Titelpartie der Sonnambula Amina erlebte man wieder Jennifer O’LOUGHLIN, die mit perfekten höhensicheren Koloraturen aufwartete und dazu noch gerade in der Rolle einer Sonnambula (Schlafwandlerin) perfekte schauspielerische Fähigkeiten zeigte. Die beiden großen Arien der Amina sind kaum zu überteffen und machen die Künstlerin zu einem Weltstar der Koloraturen. Ihr zur Seite in der Tenorpartie des Elvino Arthur ESPIRITU, der in tenoraler Höhe und Darstellung in seinen Arien sich als hervorragender Belcanto-Interpret zeigte und der sich dadurch neben Frau O’Loughlin sehr gut schlagen konnte, vor allen Dingen das Liebesduett der beiden war unübertrefflich. Beide Interpreten zeigten sich einfühlsam aufeinander eingestimmt. Hier stand für diese Oper ein Traumpaar auf der Bühne.

Auch die weiteren Interpreten des Abends fügten sich hervorragend ein und waren daher bestens besetzt, so Maxim KUZMIN-KARVAEV, der mit sonoren Baßbarition den Grafen Rodolfo schon in seiner Auftrittsarie bestdisponiert darstellen konnte. Dazu als Neubesetzung Sophie MITTERHUBER als heiratswütige intrigante Lisa, die mit heller Sopranstimme schon gleich am Anfang in ihrer Auftrittsarie ihre abendliche stimmliche Bestposition erwies.

Eine sehr gute stimmliche Abendleistung erbrachte auch Anna AGATHONOS, die ihrer tröstenden Mutterrolle voll gerecht wurde. Martin HAUSBERG als Alessio und Stefan RAMPF als Notar fügten sich mit ihren kleineren Partien wieder sehr gut ein. Hervorzuheben sind wieder einmal CHOR und EXTRACHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ unter der Einstudierung von Felix MEYBIER, der eine besonders gute Chorleistung in der Waldszene nach der Pause zeigte.

Es muß immer wieder betont werden, was der Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz Josef E. Köpplinger durch die Auswahl seiner Sängersolisten und auch der Regisseure trotz verschiedener Spielstätten durch den Umbau seines Hauses für hervorragende Inszenierungen auf die Bühne bringt. Ein Journalist bezeichnete ihn kürzlich als den einzigen wirklichen und letzten Theatermann an der Führungsspitze eines Opernhauses der Jetztzeit, und diese Einschätzung muß voll unterschrieben werden.
I.St.