Hier erwartete das Publikum während der Opernfestspiele 2024 ein lange nicht auf dem Spielplan stehendes Highlight – Premiere war am 16. März 2019 – das nicht nur eine äußerst authentische Inszenierung des Goldgräber-Milieus des 19. Jahrhunderts aufzeigt, sondern schon musikalisch mit großer Verismo-Dramatik des Komponisten das Publikum voll in den sogenannten Wilden Westen entführt.
Die so stimmige Inszenierung übernahm einstmals Andreas DRESEN, allerdings war sie etwas dunkel gehalten, was aber durchaus zum Handlungsgeschehen paßt und durch das Bühnenbild von Mathias FISCHER-DIESKAU nur unterstrichen wurde.
Auf das Handlungsgeschehen selbst kann aufgrund dessen Bekanntheitsgrad nur insoweit eingegangen werden, als das sie nach dem Libretto von Guelfo Civinini und Carlo Zangarini voll nach dem Schauspiel „The girl of Golden West“ von David Belasco durch die vollendete Musik von Puccini die Liebe zwischen Minnie, der Namensgeberin der Oper, zu einem zwielichtigen Westernhelden aufzeigt, obwohl sie auch vom Sheriff Jack Rance begehrt wird. Die Oper endet aber, wie selten bei Puccini-Opern nicht mit dem Tod des Helden, sondern mit der Vereinigung der Liebenden.
Ein hohes Einfühlvermögen für Verismo zeigte das Dirigat von Juraj VALCUNA, der aus dem BAYERISCHE STAATSORCHESTER eine ungemein perfekte Verismo-Interpretation herauszuholen vermochte. Auch konnte er die Sänger zu Bestleistungen bringen.
So sei in der Reihenfolge des Programmzettels die sopranistische Leistung von Malin BYSTRÖM zu erwähnen, die mädchenhaft mit bestausgestatteten Soprantönen ihre Rolle der so begehrten Minnie bestens färben konnte und vor allen Dingen auch in der Rollengestaltung eine Bestbesetzung an diesem Abend darstellte. Zum großen Mitgefühl des Publikums gelangte die Vorankündigung, daß sich Michael VOLLE am Nachmittag eine Fußverletzung zugezogen hatte, er aber mit einigen Einschränkungen in der Darstellung trotz allem die so wichtige Partie in gesanglicher und darstellerischer Perfektion die Figur des Sheriffs Jack Rance auf die Bühne bringen konnte, wofür ihm das Publikum am Ende durch frenetischen Beifall dankte.
Eine große Entdeckung für die Bayerische Staatsoper dürfte der Koreaner Yonghoon LEE als Dick Johnson sein, dessen ausgefeilt geschulten Tenor man fast nie auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper hören kann, man kann nur hoffen, daß man ihn jetzt für alle wichtigen Tenorpartien im italienischen Fach engagiert. Wie geschmeidig erklingen seine tenoralen Töne bei jedem Einsatz, ohne sich in die Höhe pressen zu müssen. Man kann wie schon geschrieben nur hoffen, diese Stimme in Bälde wieder auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper zu finden, zumal Herr Lee auch noch mit einem für Tenorhelden beeindruckenden Äußeren ausgestattet ist.
Als Schankwirt Nick sah man wieder Kevin CONNERS bestens disponiert sowie Bálint SZABÓ als Agent Ashby in gleicher Weise, aus den Reihen der Goldgräber sind besonders die darstellerischen und stimmlichen Leistungen von Tim KUYPERS, Roberto COVATTA, Granit MUSLIU und Nikita VOLKOV zu erwähnen, alle weiteren Goldgräber-Rollen waren hiermit bestens besetzt und hiermit mit gut disponierten Simmen. Die wichtigen Nebenrollen wie die Dienerin Wowkle und deren Liebhaber Jack Wallace waren mit Natalie LEWIS und Sean Michael PLUMB gut ausgewählt, José Castro und ein Postillon – Victor BISPO und Ulrich REß – waren ebenso rollengerecht besetzt. Die CHOReinstudierung lag wieder in den bewährten Händen von Christoph HEIL.
Mit frenetischem Beifall des Publikums endete dieser Puccini-Festspielabend, hier stimmte einfach alles, Inszenierung, Bühnenbild und vor allen Dingen das Dirigat mit hervorragenden Sängern. I.St.