„On the town“ – 26. April 2019

,Dieses Musical-Liebhabern kaum bekannte erste Werk Leonard Bernsteins fand endlich mit einer exzellenten Interpretation eine Bleibe im Staatstheater am Gärtnerplatz, hoffentlich. Unter einer bewährten und bekannt durchdachten Regie des Intendanten Josef E. KÖPPLINGER persönlich erlebte man wieder einmal einen Abend der Superlative an diesem Theater.

Drei Matrosen der Navy hatten 24 Stunden Landurlaub und begaben sich in die Metropole der USA New York, um hier sich zu amüsieren und das Kampfgetümmel des 2. Weltkriegs zu vergessen. So verliebte sich Matrose 1 Gabey (Daniel PROHASKA in einer für ihn offenbar auf den Leib geschriebenen Paraderolle – perfekt in Stimme und Darstellung) in die „Miss U-Bahn des Monats“ Ivy Smith, die er in ganz New York suchte mit Hilfe seiner Matrosenfreunde, und die er erst am Ende kurz fand – als Ivy konnte Julia KLOTZ eine sehr gute Darstellung erbringen.

Matrose 2 Chip (sehr gut dargestellt von Boris PFEIFER) erlebte sein Abenteuer mit einer abenteuerlustigen Taxifahrerin – wie stets in bestem Darstellungsvermögen von Sigrid HAUSER verkörpert – und Matrose 3 Ozzie – in Bestinterpretation von Peter LESIAK – verirrte sich und landete anstelle des Museum of Modern Art im Museum of Natural History, wo er nicht nur mit einem Dinosaurierskelett Bekanntschaft machte, sondern auch mit einer liebeshungrigen Anthropologin – wiederum in Bestinterpretation von Bettina MÖNCH.

Dieses 24-Stunden Abenteuer der drei Matrosen der Navy kleidete Josef E. Köpplinger mit Hilfe eines unglaublich authentischen Bühnenbilds, das das Publikum durch ein New York der Zeit des 2.Weltkriegs führte, und das hoffentlich sich heute noch den dort Lebenden zeigt, in seine Inszenierungsideen. Alle Szenen, ob sie nun in der U-Bahn, im Taxi (die Fahrt darin wurde besonders realistisch gezeigt) oder im Museum spielten, kamen mit äußerster Genauigkeit durchdacht auf die Bühne (Rainer SINELL), man möchte sagen, Regisseur und Bühnenbildner waren eine Einheit.

Da sich Leonard Bernstein einst sehr mit dem am Broadway erfolgreichen Ballett „Fancy Free“ beschäftigte, daher kam auch seine Idee, dieses Musical zu schreiben, legte er in seine Komposition vornehmlich Tanzszenen ein (getanzt wurden die beiden Pas de deux darin von Veronica SEGOVIA und Javier UBELL sowie Rita BARAO SOARES und Özkan AYIK – ansprechende Best-Choreographie von Adam COOPER auch für die gesamte Compagnie).

Bei den übrigen Protagonisten, die teils in mehreren Rollen auf der Bühne waren, ist noch besonders Dagmar HELLBERG zu erwähnen, deren Darstellung der Madame Dilly, einer verkappten Gesangslehrerin besonders eindrucksvoll und humoristisch auf die Bühne kam sowie Alexander FRANZEN als ständig genasführter Partner Pitkin der Anthropologin Claire. Alle weiteren Darsteller, die teilweise in verschiedenen Rollen auftraten, teils in größeren oder kleineren Rollenaufgaben waren vom Regisseur bestens ausgewählt. Leider sind die einzelnen Songs und Duette keine Ohrwürmer geworden so wie beispielsweise in der „West Side Story“, aber dennoch enthält das Werk eine schmissige und zu Ohren gehende Musik, die man gerne wieder hören würde, zumal alle Gesangsinterpreten ihren Part jeweils mit großer Einfühlung in die Komposition Bernsteins zum Besten gaben.

Michael BRANDSTÄTTER könnte man an diesem Theater als einen Spezialisten für eine gute Interpretation der sogenannten leichteren Muse bezeichnen, er war wieder einmal äußerst überzeugend und führte Darsteller und ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ bestens durch den Abend.

Wieder einmal ein Abend mit einer überzeugenden Regie eines großen Meisters seiner Kunst. I.St.