Diese allbekannte Operette von Carl Zeller fand glücklicherweise wieder Platz im Spielplan des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Sie könnte von ihrer Komposition der volkstümlichen bekannten Arien und Duette, einer geglückten Regie und ausgezeichneten Interpreten zu einem Renner des Gärtnertheaters, gerade während der Karnevals-Zeit, werden, wenn nicht die Kostüme wären, die das in Bayern (Bayrischzell) an der Grenze zu Tirol spielende Stück nicht zum verdienten Erfolg werden ließen.
Alfred MAYERHOFER, sonst ein Garant für passende durchdachte Kostümentwürfe, hatte hier für alle Trachten eine Art Plastikstoff verwendet, glänzend erschienen Dirndlschürzen und Lederhosen, nicht nur bei den Schuhplattler-Auftritten, sondern auch bei den übrigen Protagonisten (nur die Kurfürstin ausgenommen), was auch die Pausenkommentare der Besucher dazu bewiesen.
Schade, sehr schade, denn sonst waren vor allem die bayerischen typischen Merkmale auf der Bühne, wie das schon eben erwähnte Schuhplatteln, eine Menge Bier usw., man war sogar Gast in der Münchener Residenz und das bayerische Wappen zu Beginn führte das Publikum schon in die kommende Handlung ein. „Der Vogelhändler“ spielt im vorigen Jahrhundert, als man noch Vögel als Haustiere bezog, die Händler kamen fast durchwegs aus Tirol, auch hier, und dieser Vogelhändler Adam verliebt sich in die bayerische Postchristl, das Paar findet sich nach vielen Irrungen und Wirrungen dann am Ende als Brautbild im oberen Teil der Bühne, eine sehr gute Regie-Idee von Bernd MOTTL, der das Stück durchdacht und librettogerecht (Texte Moritz West und Ludwig Held, Fassung für das Staatstheater am Gärtnerplatz von Bernd Mottl und Michael Alexander Rinz) inszenierte.
Die immer wieder gern gehörten und unvergessenen Ohrwürmer der Komposition von Carl Zeller kamen durch die bewährte Dirigathand von Anthony BRAMALL mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ bestens zum Publikum, man freute sich, daß Anthony Bramall wieder am Pult war.
Das Bühnenbild von Friedrich EGGERT zauberte das typisch Bayerische auf die Bühne in allen Finessen, und konnte sich diesen durchdachten Regie-Ideen von Bernd Mottl gut anpassen.
Die Protagonisten des Stücks waren für ihre Rollen gut ausgewählt, vor allen lag der Abend ganz in der Hand von Mateo Ivan RASIC, Julia STURZLBAUM und Alexander GRASSAUER, die ihr sängerisches Können gepaart mit bester Darstellung ihrer Rolle voll und bestdisponiert ausleben konnten. Mateo Ivan Rasic als Adam, neu am Haus, stellte eine bestgeschulte und mit sehr guter Technik ausgestattete Tenorstimme vor, erhielt schon bei seinem Auftrittslied Szenenapplaus und sahnte natürlich bei dem „Ahndl-Lied“ mit Bravo-Rufen gründlich ab, nur könnte er die Sprechtexte etwas deutlicher zum Publikum bringen. Seine Christl von der Post – Julia Sturzlbaum – stellte sich bestens disponiert schon bei ihrem Auftrittslied dem Publikum vor und erwies sich als Idelalbesetzung dieser Rolle. Und – wie könnte es anders sein – präsentierte sich Alexander Grassauer bestens dem Publikum in der humorvollen Rolle des Baron Weps, nicht nur gesanglich, sondern auch darstellerisch erweist dieser Künstler immer wieder, daß er zu den Glücksgriffen eines Intendanten gehört, ihn im Ensemble seines Hauses zu haben.
Sophie BROMMER als Kurfürstin von Bayern konnte nicht so recht, vor allen Dingen stimmlich, überzeugen, während Regina SCHÖRG als ältliche sogenannt übrig gebliebene Baronin Adelaide eine überzeugende Darstellung bot. Alexandros TSILOGIANNIS konnte sich als Graf Stanislaus gut einfügen, den Vogel allerdings schossen die beiden Staatsbeamten Juan Carlos FALCÓN und Lukas Enoch LEMCKE in ihrem ausgezeichneten „Zweigesang“ vor der Bühne als Professoren Würmchen und Süffle ab, besser dargestellt geht es nicht. Den Bürgermeister von Bayrischzell namens Schneck gab Caspar KRIEGER sehr gut und humoristisch, in der stummen Rolle der Tochter Emerenz trat Josephine HEES gut gezeichnet auf.
Die übrigen Partien wie die Wirtin Frau Nebel von Angelika SEDLMEIER, die Kellnerin Jette von Sushila Sara MAI, Weps‘ Sekretär von Frank BERG waren rollengerecht besetzt. Sogar einen Zitterspieler in Glanzlederhose gab es auf der Bühne, nämlich Thomas SCHECHINGER, und last not least konnte man auch Stefan WELTE als als heimkehrenden Kurfrüst kennenlernen. Die CHOReinstudierung lag wieder in den bewährten Händen von Pietro NUMICO. I.St.