„Turandot“ – 26. Januar 2020

Die eigenwillige aber doch sehr gut sehbare Inszenierung von Carlus PADRISSA, Mitbegründer der Theatergruppe La Fura dels Baus, also bekannt für solche Inszenierungsideen, war das geglückte Ambiente für den Auftritt von Anna NETREBKO in der Titelpartie. Die Inszenierung mit einem bunten Bühnenbild und traditionellen Kostümen (Roland OBLETER mit Chu UROZ), welche das Publikum teils in ein traditionelles teils in ein modernes Peking entführte, mit Schlittschuhläufern und Breaktänzern in Aktion, zeigt gut auf, wie man Tradition und Moderne miteinander verbinden kann. Dazu trug auch eine Spezialbrille bei, die am Eingang verteilt wurde, um manche Teile des Bühnenbildes plastisch erscheinen zu lassen.

Man wartete gespannt auf den Auftritt von Anna Netrebko erst im 2. Akt, schließlich mußten Netrebko-Fans für eine Parkett-Karte an die 343 Euro berappen, aber das Warten hat sich dann ausgezahlt. Anna Netrebko bot schon bei ihrem Auftritt bei der Ahnenerzählung eine für sie ungewöhnlich gute dramatische stimmliche Leistung, man konnte erahnen, daß sie sich wohl in Zukunft mit dramatischen Sopranpartien befassen könnte. Diese Stimme zeigt eine bemerkenswert perfekte stimmliche Technik auf, die die Künstlerin wohl zu einem Weltstar machte. Als Calaf war Ehemann Yusif EYVAZOV zu hören und zu sehen, der ein tenorales Strahlen erst bei „Nessun Dorma“ zeigte, bis dahin hielt er sich wohl zurück, um sich von Akt zu Akt zu steigern.

Liú war Selene ZANETTI, deren kräftiger Sopran sich in dieser Partie nicht so ganz entfalten konnte, die aber trotzdem eine gute Abendleistung erbringen konnte. Diese Oper des großen Verismo-Komponisten Puccini wird an der Bayerischen Staatsoper als Fragment gezeigt, da sie mit dem Tod der Liú endet, obwohl Puccini diese seine Oper vor seinem Tod noch zu Ende skizzieren konnte, nur die Instrumentalisierung wurde dann von Franco Alfano übernommen. Als Timur war Alexander TSYMBALYUK eine Bestbesetzung, seine Leistung im Rollstuhl war nicht nur darstellerisch überragend, sondern sein sonorer Baß erklang in bester Disposition.

Eine besondere Abendleistung erbringen bei jeder Aufführung die drei Minister am Hof von Peking, nämlich Ping, Pang und Pong, die mit sehr guten Stimmen besetzt waren, nämlich mit Boris PRÝGL, Manuel GÜNTHER und Andres AGUDEDO, letzterer war auch als persischer Prinz des 1.Aktes besetzt. Ihr Terzett, wo jeder seine Sehnsucht nach ihrem zu Hause auslebt, stellt eine Besonderheit in dieser Oper dar und war vom Komponisten zur Auflockerung der dramatischen Handlung wohl erdacht. Ulrich REß als L’imperatore Altoum war in guter Abendform, ebenso war Bálin SZABÓ als Mandarino eine gute Wahl.

Die musikalische Leitung lag in den Händen von Giacomo SAGRIPANTI der das BAYERISCHE STAATSORCHESTER und auch die Sänger bestens durch den Abend führte. CHOR, EXTRACHOR und auch der KINDERCHOR lagen in den bewährten Händen von Stellario FAGONE, Aus dem best choreographierten Opernballett ragte als chinesische Tänzerin Makoto SAKURAI heraus.

Es gab verdienten Applaus für die Künstler zum Schluß, besonders anhaltend von den noch im Haus befindlichen Netrebko-Fans. I.St.