„Semele“ – 24. Juni 2018

Mit Georg Friedrich Händels Oper „Semele“, einer Barockoper in drei Akten „After the Manner of an Oratorio“ hielt das Barockzeitalter Einzug in unser Gärtnerplatztheater. Mit einer durchdachten Regie mit sehr guten Inszenierungsideen von Karoline GRUBER und zauberhaften Kostümen von Magali GERBERON brachten die beiden die römische Mythologie mit ihrer Götterwelt sehr ansprechend, gerade für die Jugend, auf die Bühne. Musikalisch wurde diese an ein Oratorium anlehnende Oper sehr einfühlsam für gerade die Musik der Zeit um Georg Friedrich Händel in England (konzertant aufgeführt am 10. Februar 1744 in London) von dem Dirigenten Ruben DUBROVSKY durch den Abend geführt, der vor allen Dingen sehr viel Einfühlungsvermögen für die schweren Gesangspartien zeigte.

Die Handlung der Oper basiert auf einem antiken Stoff, Semele ist ein ehrgeiziges Menschenkind, das in die Götterwelt eindringt, um einer ungeliebten Verheiratung zu entgehen, bereit ist, die Geliebte von Göttervater Jupiter zu werden, in die Liebesbeziehung sich aber Jupiter-Gattin Juno einschaltet, in falscher Gestalt bei Semele eindringt, und diese dazu veranlaßt, die Unsterblichkeit von Jupiter zu fordern, dem nichts anderes übrig bleibt, Semele mit Verglühung für diesen Wunsch zu bestrafen, aus deren beider Verbindung aber der uns allzu bekannte Trinkgott Bacchus hervorgeht. Das Libretto stammt von William Congreve, deshalb sang man auch in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln.

Dem Staatstheater am Gärtnerplatz stand für diese Interpretation aber auch eine Bestbesetzung wieder einmal zur Verfügung. In der Partie des Jupiter trat für den erkrankten Juan Carlos Falcón Ferdinand von BOTHMER auf, der schon der Premieren-Jupiter einstmals im Oktober 2013 war, er sang die Partie im Orchestergraben, die markierende Darstellung übernahm Juan Carlos FALCÓN auf der Bühne. Da Herr von Bothmer die Partie auch darstellerisch voll beherrscht, hätte er ohne Weiteres selbst auf der Bühne stehen können.

In der weiteren Reihenfolge der Rollen im Programmheft hörte man als Vater Cadmus in guter Abendform Holger OHLMANN und als Bräutigam der Semele Althanas den sehr guten Counter Xavier SABATA, diese Rollen wurden einstmals ja auch den Kastraten anvertraut und werden heute durch Counter ersetzt. Den Schlafgott Somus interpretierte Christoph SEIDL rollengerecht, genauso wie die kurze Partie des Apollo Alexandros TSILOGRIANNIS. Die rächende Gattin Juno wurde von Victoria YAROVAYA in einer abendlichen stimmlichen Bestform und in perfekter Darstellung interpretiert. Elaine ORTIZ ARANDES vermochte die Botin der Juno perfekt darzustellen.

Als Semele hörte man schon wie bei der Erstaufführung die Starkoloratursopranistin Jennifer O’LOUGHLIN, die diesen Abend zu ihrem machen konnte. Es erklangen perfekte höhensichere Koloraturen in den langen Arien, eine Sicherheit in allen stimmlichen Rafinessen einer Barockoper, und dazu zeigte sie noch einen außergewöhnlichen Liebreiz in der Darstellung, während Anna-Katharina TONAUER als Ino, Schwester der Semele, die heimlich deren Bräutigam liebt, den sie dann auf Befehl Jupiters auch heiraten darf, eine weitere perfekte gesangliche und ebenso perfekte darstellerische Leistung mit ihrem sehr gut geschulten Mezzo zeigte.

CHOR (Einstudierung Felix MEYBIER) nebst STATISTERIE zeigten wieder eine perfekte Einstudierung, während Beate VOLLACK in den kurzen Ballett-Szenen eine gute Choreographie darbot.

Wieder einmal ein musikalischer Ohren- und Augenschmaus am Staatstheater am Gärtnerplatz. I.St.