„La Traviata“ – 23.Juni 2024

Unter der perfekten musikalischen Interpretation von Francesco LANZILOTTA, der mit großem Einfühlungsvermögen für das geniale Werk von Giuseppe Verdi das BAYERISCHE STAATSORCHESTER und die Sänger durch den Abend fühlte, erlebte man wieder eine Inszenierung, die bereits am 25. Juli 1993 Premiere hatte, und die man ruhig als sehenswert und publikumsfreundlich bezeichnen möchte.

Hier kommt wieder einmal zum Tragen, daß Altbewährtes durchaus nicht verstaubt ist. Diese Inszenierung von Günter KRÄMER ist durchdacht und ansprechend, obwohl einstmals darüber viel Ungutes geschrieben wurde, vor allen Dingen wäre heute noch zu bemängeln das unsinnige Gläserschwingen beim „Brindisi“. Das passende Bühnenbild von Andreas REINHARDT und die Kostüme von Carlo DIAPPI sind der Zeit des 19. Jahrhunderts, in dem die Handlung ja spielt, librettogerecht angepaßt, das wie so oft bei Verdi Francesco Maria Piave verfaßte, der darin das tragische Ende der Liebe einer Kurtisane zu einem Bürgerlichen aufzeigt. Da an diesem Abend die sog. „Übertitel“ zeitweise ausfielen, sogar dann erst im 2. Akt wieder tätig wurden, ist vor allem das anwesende Publikum zu kritisieren, die bei der großen Arie des Alfredo in diese bei Wiederfunktionieren der Übertitel-Technik Beifall bekundete, was von einem großen Unverständnis für die Musik zeugt.

In der Titelrolle der Violetto Valéry konnte Nadezhda PAVLOWA ein großes sopranistisches Können zeigen, besonders in „È strano“ ihrer großen Arie riß sie schon das Publikum zu Beifallsstürmen hin (auch hier wurde leider schon wieder hineingeklatscht…), eine Steigerung dieser großen Sopranstimme war wohl bis zum Schluß nicht mehr möglich, für die Sopranistin ein riesiger Erfolgsabend. Flora Bervoix von Xenia PUSKARZ THOMAS und Annina von Emily SIERRA konnten sich gut in das Handlungsgeschehen einfügen.

Als Alfredo Germont war Bogdan VOLKOV auf der Bühne, der mit einer tenoralen Bestleistung aufwartete, und den man sich gerne auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper öfter wünschen würde. Mit der Rolle des Vaters Georgio Germont wurde einspringenderweise George PETEAN betraut, der routiniert mit voluminösem Bariton in gewohnter Weise diese seine Rolle verkörperte, allerdings fehlte ihm trotz allem das Väterliche dieser Partie.

Die übrigen Interpreten, die zum Teil aus dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper stammen, waren für ihre Rollen gut ausgewählt, hier Zachary RIOUX als Gaston, Bálint SZABO als Baron Douphol, Milan SILJANOVIC als Margquis d’Obigny, Martin SNELL als Dr. Grenvil, Joel ANMO als Giuseppe, Vitor BISPO als ein Diener Floras, Nikita VOLKOV als Gärtner, sowie in der stummen Rolle der Schwester Alfredos Anna RESSEL.
Leider fehlt immer der Name des MAGIERs des Festes beim Baron Dophol, der das Publikum durch seine Zauberkünste jedes Mal in Bann zieht. Die perfekte CHOReistudierung lag wieder bei Franz OBERMAIR. Ein musikalisch hochkarätiger Abend mit einigen Hindernissen an der Bayerischen Staatsoper. I.St.