Mit dieser stimmigen und äußerst witzig inszenierten Belcanto-Oper von Gaetano Donizetti stellte sich der Regisseur Dirk SCHMEDING dem Opernpublikum des Staatstheaters am Gärtnerplatz vor.
Er entwickelte in dieser opera buffa äußerst asmüsante Regie-Einfälle wie u.a. im 1 Akt Adina unter einer Zitronen-Sonne im Badeanzug lesend, die Zitronen-Sonne schob auch Nemorino vor seiner großen Arie vor sich her, Belcore schwebte vom Himmel mit seinen Soldaten in der Unterhose usw., was zwar nicht so recht zum Libretto der Oper paßt, obwohl es sich hier um ein melodramma giocoso handelt, diese Ideen aber keinesfalls die Handlung mit dem Libretto von Felice Romani nach Eugénde Scribe veränderten, sondern auflockern konnten. Diese Inszenierung dürfte zu einem Publikumsmagnet gerade auch für die Jugend werden, um diese so wertvolle Komposition von Gaetano Donizetti kennen und schätzen zu lernen.
Man sang im übrigen doch in italienischer Sprache, obwohl die Betitelung in deutscher Sprache manchen veranlassen könnte, er höre das Werk in Deutsch. Bühne (Martina SEGNA) und Kostüme (Frank LICHTENBERG) führten das Publikum durchdacht in ein italienisches Dorf der Jetztzeit, ebenso paßte sich die Choreographie von Kerstin RIED der Regie bestens an.
Nun sei die musikalische Seite besprochen, in der der Dirigent Michael BALKE nach anfänglichem Zögern sehr gut die Kompositionsgedanken mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ dem Publikum nahebringen konnte und vor allem die Sängerführung bestens in den Händen hatte. Eine hervorragende CHOReinstudierung gelang wieder einmal Pietro NUMICO.
Die Gesangssolisten aus dem Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz waren wohl die Bestausgesuchten. Hier muß vor allen Dingen das ausgewählte Liebespaar Erwähnung finden. Und hier muß besonders Matteo Ivan RAŠIĆ hervorgehoben werden. Sein Nemorino erklang außerordentlich perfekt in Technik, tenoraler Höhe und äußerst gefühlvoll. Der erst 24jährige Tenor konnte in „Una furtiva lacrima“ sehr viel Seele legen und erinnerte, auch in der Darstellung, sehr an den jungen Rolando Villazon. Das Publikum dankte ihm mit frenetischem Aplaus. Diesem jungen Sänger steht meines Erachtens eine Weltkarriere bevor.
Als Adina glänzte wieder einmal mit ausgefeilten Spitzensoprantönen Jennifer O’LOUGHLIN, es gibt ja wohl keine Rolle, die diese wundervolle Stimme in Technik und Darstellung nicht perfekt auf die Bühne bringt.
Belcore war Matija MEIĆ, der in seinen kräftigen Bariton sehr viel Belcanto legen konnte und diese seine Rolle auch amüsant darstellte und der seine Soldaten Florian HÜTTNER, Morris JEYACHYANDRAN, Jaro NEUSCHWANDER und Christian ROGGENKAMP fest im Griff hatte.
Als Dulcamara war Levente PÁLL auf der Bühne, der diese Rolle als Showmaster im Glitzerkostüm aus einem Fernseher kommend mit Getränken ausgestattet gestaltete, allerdings im stimmlichen und darstellerischen Können wie stets unübertroffen. Er wurde auch von der Regie mit Girls ausgestattet wie Sammy-Jo KERN, Anayss Vittoria RANALLI und Emmy THOMSEN, die glücklicherweise gesanglich nicht in Erscheinung traten.
Es trat auch ein Gitarrist namens Pedro Rogério AGUIAR SILVA an diesem Abend auf, letztere dienten wohl zur weiteren Auflockerung, obwohl sie im Libretto nicht vorkommen.
In der Rolle des „allwissenden“ Dorfmädchens Giannetta war Julia STURZLBAUM stimmlich wie darstellerisch bestens ausgewählt.
In dieser Gesangsbesetzung wird der „Liebestrank“ viele Besucher anlocken, was zu wünschen wäre, denn das Staatstheater am Gärtnerplatz unter seinem Intendanten entwickelt sich immer mehr zu einem Spitzenhaus in München. Und – man hat dort immer tolle Ideen fürs Publikum, so bekam man schon gleich am Einlaß einen „Liebestrank“ in Form eines gut schmeckenden Cocktails serviert. I.St.