„Viktoria und ihr Husar“ – 23. Januar 2021 (Stream)

Mit diesem einmaligen Stream der Operette von Paul Abraham stellte das Staatstheater am Gärtnerplatz wieder eine Inszenierung auf seine Bühne, die einstmals wegen der Umbaumaßnahmen des Gärtnertheaters auf die Bühne des Prinzregententheaters in der Regie des Intendanten Josef E. KÖPPLINGER zum ersten Mal zur Aufführung kam.

Die Uraufführung des Stücks fand 1930 in Budapest statt, also mehr als zehn Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs, der auch in der Handlung des Stücks den – man möchte sagen – Verursacher der Schicksale der handelnden Personen darstellt. Das Libretto stammt von den Librettisten Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda, allerdings schrieb der Regisseur für sein Haus eine adaptierte Textfassung, da er das Stück originallibrettogerecht in einem russischen Gefangenenlager zu Beginn spielen läßt, wo sich der Husarenrittmeister Stefan Koltay mit seinem Burschen Jancy nur so vor dem nahenden Erschießungstod retten kann, indem der ihn bewachende russische Offizier ihn seine bizarre Liebesgeschichte, die Geschichte seiner Liebe zu Viktoria, die ihn für gefallen hielt, und deshalb sich mit dem amerikanischen in Japan weilenden Botschafter vermählte, erzählen läßt, und der ihn samt seinem Burschen – wenn ihm die Geschichte gefällt – unter Zurücklassung von dessen Geige in die Freiheit entläßt.

Das gezeigte Happyend findet allerdings in einer vorausahnenden Zukunftsschilderung des Husaren statt, wobei es Herrn Köpplinger durch Aufstellen einer weiteren Theaterbühne im Hintergrund bestens gelang, Erzählung und Realität eins werden zu lassen, die sozusagen ineinander verschmolzen, die Figuren des Handlungsgeschehens waren bei manchen Szenen mit den Figuren der Erzählung gemeinsam auf der Bühne. Dazu zählt auch ein für die Handlung bestens entworfenes Bühnenbild von Karl FEHRINGER und Judith LEIKAUF, unterstützt durch die Kostüme von Alfred MEYERHOFER.

Die unvergessenen zündenden Melodien von Paul Abraham, wie „Nur ein Mädel gibt es auf der Welt“, „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ und „Mausi, süß warst Du heute Nacht“, wo das ältere Internetpublikum ein Wiederhören mit den Musiktiteln ihrer Jugend feiern konnte, lagen dieses Mal in den Dirigathänden von Tobias ENGELI, der das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS mit großem Einfühlungsvermögen für das Wiederauferstehen der so gern gehörten Melodien durch den Abend führen konnte. Auch konnte er in Perfektion die Sängerdarsteller bestens durch den Abend führen.

Herrn Köpplinger standen wieder die besten Interpreten für seine Inszenierung zur Verfügung, so in den beiden Titelpartien der Viktoria eine an diesem Abend bestdisponierte Alexandra REINPRECHT, die dazu eine rollengerechte Ausstrahlung bewies, und als ihr Husar Daniel PROHASKA, dessen Bühnenpräsenz stimmlich wie darstellerisch für diese Partie eine Bestwahl war. Erwin WINDEGGER in der Rolle des amerikanischen Gesandten und verzichtenden Gatten der Viktoria konnte sich – wie stets in seinen Rolleninterpretationen – als eine Bestwahl erweisen, dazu gab Gunther GILLIAN als russischer Gefangenenbewacher eine perfekte Studie ab.

Weiter in einer abendlichen Höchstform waren die beiden Buffo-Paare, wie Josef ELLERS als Jancy, der noch dazu eine unvergleichlich amüsante und tänzerische Bestleistung in seiner Handtuch-Szene gab, mit seiner Partnerin Katja REICHERT als Riquette, und Peter LESIAK als Graf Ferry mit Julia STURZLBAUM als seine Braut O Lia San, letztere glänzt in perfekter Darstellung in so vielen unterschiedlichen Rollen derzeit am Staatstheater am Gärtnerplatz. Die weiteren Rollen des Stücks waren gut besetzt wie Uwe THOMSEN als Unteroffizier, Stefan BISCHOFF als Bürgermeister und Alexander BAMBACHambach als Butler.

Für die Choreographie der Tanzeinlagen sorgte bestens Karl Alfred SCHREINER sowie wie stets Felix MEYBIER für die Choreinstudierung. I.St.