„Hänsel und Gretel“ – 21. November 2020 (Stream)

Es war ein Geschenk des Staatstheaters am Gärtnerplatz zur Vorweihnachtszeit und damit auch ein geglückter Versuch des Theaters, eine Spielzeitpremiere in Form des Live-Streams im Internet dem Publikum nahe zu bringen, und dazu die Märchenoper von Engelbert Humperdinck dieses Mal mit Publikum aus den Reihen seiner Mitarbeiter szenisch zu wählen. Musikalisch zwar in reduzierter Fassung (bearbeitet von Bryan Higgins), aber gerade hier in äußerst geglückter Weise, wobei zu bemerken ist , daß Chefdirigent Anthony BRAMALL ein Kenner dieses Werks ist, das wie in den Pauseninterviews erfahren, auch zu einem seiner Lieblingswerke gehört, und der hier wieder sein großes Können mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ voll spüren ließ.

Seit 1974 war diese Oper nach dem Märchen der Gebrüder Grimm immer wieder auf dem vorweihnachtlichen Spielplan des Gärtnertheaters zu erleben und zu sehen, und durch die gekonnte Regie des Peter KERTZ, die uns in die Märchenwelt in Bühnenbild und Kostüme (beides Hermann SCHEER) der Vergangenheit entführte, entsprach diese Programmwahl ganz den Gedanken des zusehenden Internetpublikums, es waren an die ca. 13.000 Zuseher, was das Internet auswies.

Von den Sängern beeindruckte wie stets die Leistung von Anna-Katharina TONAUER als Hänsel, die wieder an diesem Abend zu stimmlicher Höchstform auflief und daneben einen richtigen Lausbub gestaltete, obwohl im Pauseninterview angemerkt, das ständige Herumrennen auf der Bühne in dieser Partie die Atemtechnik für Sänger etwas schwierig macht. Als Gretel war Csilia CSÖVARI eine Idealbesetzung, da diese Stimme neben einer guten Stimmfärbung und Rollengestaltung auch sehr gute piani anbietet, beide Sängerinnen zeigten dazu eine bemerkenswerte Stimmharmonie, die besonders beim Abendsegen zu bemerken war.

Das Elternpaar Peter und Gertrud waren mit Mathias HAUSMANN und Alexandra REINPRECHT rollengerecht besetzt, wobei bei ersterem besonders seine Gestaltungsfähigkeit als ein dem Alkohol frönender Besenbinder auffiel. Einen besonderen Eindruck hinterließ Anna AGATHANOS als Knusperhexe mit treffendem Namen Rosina Leckermaul, in der Gestaltung dieser Partie unübertroffen, gerade in der Szene des Hexenritts, der zur Freude von Alt und Jung wieder zum Höhepunkt des Abends wurde.

Zu einem weiteren highlight wurde wieder die Engelszene nach dem Abendsegen, da bewachten in der Tat dreizehn Engel den Waldschlaf der Kinder und erweckten gerade dadurch den Traum auch der Erwachsenen nach Frieden und Ruhe. Sandmännchen und Taumännchen waren mit Julia STURZLBAUM in den besten gesanglichen Händen, daneben konnten die Kinder des KINDERCHORS DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ unter der Einstudierung von Verena SARRÉ nebst STATISTERIE als von der Hexe Erlöste sich gut in diese Inszenierung einfügen.

Ein großer vorweihnachtlicher Erfolg für das Staatstheater am Gärtnerplatz. I.St.