„Peter Grimes“ – 21. Oktober 2014

Mit einer Fülle von Plastikfolien auf der Bühne, in die sich Protagonisten, Chor und Statisten verhüllten und enthüllten, sogar das Schiff des unglücklichen in den Tod getriebenen Peter Grimes war aus duchsichtigem Plastik auf der Bühne zu bewundern, stellten Regisseur Balazs KOVALIK und Bühnenbildner Csaba ANTAL die Atmosphäre des handlungsbestimmenden Fischerdorfes in Oldengland „The Borough“ auf die Bühne, in dem es noch Kinderarbeit gab und dazu Brutalitäten bei diesen armen Geschöpfen gang und gäbe waren. Auch bei alleinstehenen Frauen – wie hier die Lehrerin Ellen Orford – waren Diskriminierung und Unterdrückung an der Tagesordnung.

Die Personenführung kann man im gesamten Handlungsbereich als gelungen bezeichnen, da diese Inszenierung librettogerecht (Montague Slater) in englischer Sprache (mit deutschen Übertiteln) auf die Bühne kam. Sehr gut herausgearbeitete Massenszenen, in denen die in diesem Stück wichtigen kleingeistigen Dorfbewohner hervorragend charakterisiert werden. Jede einzelne der Figuren waren gut gezeichnet und daher rollengerecht besetzt. Benjamin Brittens Erfolgsoper, musikalisch zeigt sie die englische Moderne in außergewöhnlicher gefühlsbetonter Komposition auf, lag in den bewährten Händen von Marco COMIN, der Brittens musikalische Gedanken durch das ORChESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ sehr gut herausgearbeitet hat.

Um Brittens Meisterwerk so auf die Bühne zu bringen, braucht man in den Hauptpartien zwei Sänger, die in bester Stimmposition dieses schwer zu singende Werk dem Publikum eindringlich nahe bringen können. So hörte man in der Hauptpartie Gerhard SIEGEL, der mit seinem höhensicheren Tenor und eindringlicher Gestaltung diese Rolle zu seiner Glanzpartie machen konnte, die er gerade in den Wahnszenenen voll ausleben konnte. In der Rolle der Ellen Orford erlebte man Edith HALLER, die mit ihrem pianoreichen Sopran, den diese Rolle verlangt, in den Szenen mit Wunschpartner Peter Grimes und in der Szene des 2. Akts die ganze Gefühlswelt dieser vergeblich Liebenden zeigen konnte.

Die Zentralfigur des Stücks stellt der Waisenjunge Boy dar, den der Regisseur immer wieder als den angeblich von Grimes getöteten Vorgänger desselben John auf der Bühne erscheinen läßt. Dadurch werden die Wahnszenen des Grimes voll unterstrichen, der Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr realisieren konnte. Diese stumme Rolle wurde von dem Kind Rafael SCHÜTZ mit einer großen Begabung für eine Schauspielkarriere dargestellt. Als Grimes-Freund Captain Balstrode sah man in sehr guter Stimmposition Ashley HOLLAND.

Die in diesem Stück sehr wichtigen Dorfbewohner waren sehr gut erwählt und gezeichnet, die da wären die kupplerische Wirtin Auntie von Snejinka AVRAMOVA, die beiden Dorfflittchen Nieces 1 und 2 von Frances LUCEY und Elaine ORTIZ ARANDES, der Fischer und Methodist von Juan Carlos FALCÓN, Istvan KOVACS als Anwalt Swalow, Ann-Katrin NAIDU als tablettensüchtige Witwe Sedley, Stefan THOMAS als Reverend Adams, Holger OHLMANN als rothaariger Apotheker Ned Keene, Martin HAUSBERG als Fuhrmann Hobson und last not least Enrico SARTORI als Dr. Crabbe.

Die Massenszenen – wie schon angesprochen – waren exzellent herausgearbeitet, besonders das Tanzfest der Dorfbewohner, bei dem der Übergang zur Düsterkeit des kommenden Handlungsgeschehens sehr publikumswirksam aufgezeigt wurde. Der CHOR mit CHORSOLISTEN; EXTRACHOR und STATISTERIE des STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ – Choreinstudierung Jörg Hinnerk ANDRESEN – taten ihr Bestes zum Gelingen eines interessanten Opernabends.
I.St.