„Und der Haifisch, der hat Zähne“ – dieser und andere Ohrwürmer wie der Song der Seeräuber-Jenny, Pollys Lied, hier seien nur die bedeutendsten herausgegriffen, haben das Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern von Bertolt Brecht mit der Musik von Kurt Weill (die Zusammenarbeit der beiden war bekannterweise nur bei diesem Stück fruchtbar) zu einem Publikumsrenner gemacht, obwohl es im niedersten Milieu Londons spielt, wo Diebe, Huren und Mörder sich die Hand reichen. So ist auch die Figur des „Mackie Messer“ Macheath ein Bandenchef, der obwohl schon verheiratet mit der Tochter des Polizeichefs von London Lucy die Tochter Polly des Peachum, dem Chef einer Bettlerbande ehelicht. In diesem niederen Milieu Londons Soho spielt sich die ganze Handlung ab, wo dieser Mackie Messer verhaftet, zum Tode verurteilt aber durch einen Erlaß der Königin „gerettet“ und sogar noch mit Ehrungen seltsamer Weise überhäuft wird.
Dieses „gerettet“ ist für einen Sänger des Mackie eine besondere gesangliche Aufgabe, die dem Darsteller dieser Figur Maximilian MAYER sehr gut gelang, der überhaupt für diese Rolle seine Stimme sehr gut färben konnte. Das Stück wurde in konzertanter Form dieses Mal auf der Bühne gezeigt in sehr guter Einstudierung, das Publikum saß coronagerecht mit Abständen in den Parkettreihen zum ersten Mal im Theatersaal.
Antony BRAMALL dirigierte das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ im Hintergrund der Bühne, der für dieses Stück notwendige CHOR, einstudiert von Felix MEYBIER, war in kleiner Ausgabe auf den Logenplätzen zu finden. Kurt Weills untermalende Musik konnte hier nicht besser interpretiert werden, man erlebte hier einen völlig neuen Anthony Bramall.
Neben dem seine Rolle ausgezeichnet interpretierenden Maximilian Mayer erlebte man bei den weiteren Hauptprotagonisten unter dem Motto ladies first eine ihre Rolle aus dem FF beherrschende Dagmar HELLBERG, eine wie stets temperamentvolle und publikumswirksame Nadine ZEINTL als Polly, eine stimmlich best disponierte Anna-Katharina TONAUER als Lucy sowie Julia KLOTZ als Hure Jenny, letztere der Darstellung dieser Rolle voll gerecht werdend.
Erwin WINDEGGER führte in der Interpretation seiner Rolle des Peachum als Chef einer Bettlerbande die weitere Herrenriege der Bettler und Banditen an, die allesamt mit sehr guten Ensemblekräften besetzt war, so Stefan BISCHOFF, Christian SCHLEINZER, Holger OHLMANN, Martin HAUSBERG, Juan Carlos FALCÒN, Peter NEUSTIFTER und Christoph SEIDL, was wieder einmal zeigt, wie auch Ensemblemitglieder, die sonst in großen Partien auftreten, auch in kleineren Partien eine Aufführung bestens unterstützen können.
Warum nun Bert Brecht, der wohl als Revolutionär unter den Bühnenautoren der zwanziger Jahre gilt, sich für das Stück von John Gays „The Beggar’s Opera“ interessierte, mag wohl an der damaligen Zeit liegen, wo die Unterwelt gerade die der Bettler in London immer wieder aktuelles Thema waren, auch Jack the Ripper dort sein Unwesen trieb. Es sollte wohl die miserablen Zustände der damaligen Zeit aufzeigen, der damaligen Zeit? I.St.