„Der Wildschütz“ – 20. Januar 2018

Diese so selten aufgeführte deutsche Spieloper fand nach langen Jahren des Verstummens endlich wieder einen Platz im Spielplan eines Opernhauses. Die Regie des Werks oblag Georg SCHMIEDLEITNER, der das Handlungsgeschehen auf einer beweglichen Drehscheibe spielen ließ (Bühne Harald B. THOR), nicht ganz ungefährlich für die Sängerdarsteller. Da der Komponist auch das Libretto nach der Handlung des Lustspiels „Der Rehbock“ von August von Kotzebue verfaßte, kamen schon während der Ouvertüre (Michael BRANDSTÄTTER führte Sänger und ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTMERPLATZ gekonnt für deutsche Oper bestens durch den Abend). Videos mit Szenen aus dem Leben des Jagdwildes auf den Vorhang, eine belustigende Einführung auf das kommende Geschehen, Videos in bester Auswahl von Raphael KURIG und Thomas MAHNECKE. Das Handlungsgeschehen wurde wie heute stets in die Jetztzeit gelegt, sehbar anhand der Kostüme von Alfred MAYERHOFER.

Premierenfieber zu Anfang herrschte allerdings vor der Pause nicht nur auf der Bühne, erst langsam konnte man sich auf die Handlung konzentrieren, während nach der Pause, nach der erst die bekannten Arien wie „5000 Taler“ und „Heiterkeit und Fröhlichkeit“ erklingen konnten, der Funke der Spielfreudigkeit der Sängerdarsteller aufs Publikum übersprang. Wiederum aus dem Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz, das vor allen Dingen bei Opern sein großes Können zeigt, traten hervor Mathias HAUSMANN als sexwütiger Graf von Eberbach, seine Arie „Heiterkeit und Fröhlichkeit“ wurde zu seinem besonderen Erfolg, in der Tenorpartie des Baron Kronthal konnte Lucian KRSZNEC wieder einen persönlichen Erfolg verbuchen, Anna-Katharina TONAUER in der kleineren Partie des Kammermädchen Nannette würde man gerne bald wieder in einer großen Partie erleben wollen, Csilla CSÖVARI als Gretchen war eine gute Wahl während Martin HAUSBERG als Faktotum Pancratius und Thomas HOHENBERG als Hochzeitsgast sich gut einfügen konnten.

Besonders aber hervorzuheben sind an diesem Premierenabend die stimmlichen und dazu darstellerischen Leistungen von Margarete JOSWIG als Gräfin Eberbach, die nicht nur stimmlich eine Bestleistung erbrachte, sondern dazu noch großartige schauspielerische Fähigkeiten zeigte, da sie bei ihrem Auftritt minutenlang librettogerecht Sophokles deklamieren mußte, was ihr perfekt gelungen ist. Maria CELENG als die verwandlungsfähige Baronin Freimann in lupenreinen Soprantönen war für diese Partie eine Bestwahl, Levente PÀLL in der Titelpartie als Schulmeister Baculus schoß naturgemäß den Vogel ab, er meisterte die Rolle des alten armen Lehrers, der seine Braut für 5000 Taler verkaufen sollte, mit sehr guter Darstellung und bester stimmlicher Abendform.

CHOR UND EXTRACHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ und der Einstudierung von Felix MEYBIER trugen bestens zur Abrundung des Bühnengeschehens bei.

Vielleicht wäre ein wenig Nostalgie bei diesem so lange vermißten Werk von Nöten gewesen, immerhin fand es am 31. Dezember 1842 schon seine Erstaufführung. I.St.