„Die verkaufte Braut“ – 19. Juli 2019

Schon vor Ende der Ouvertüre zeigte man am Vorhang Visitenkarten und Plakate des Heiratsinstituts des Heiratsvermittlers Kezal, anschließend in bester Abenddisposition gesungen und dargestellt von Günther GROISSBÖCK, der somit als Drahtzieher der anschließenden Story der verkauften Braut zum Mittelpunkt des Abends wurde. Man braucht eben für diese Partie einen Bassisten, der nicht nur eine stimmliche Ausdruckskraft besitzt, sondern daneben auch diese Partie in bester humoristischer Darstellung auf die Bühne bringen kann, und dies ist Günther Groissböck voll gelungen.

Auf die gelungene und bestdurchdachte Inszenierung von David BÖSCH mag auf eine frühere Rezension hingewiesen werden, diese Inszenierung zeigt das Milieu eines tschechischen Bauerndorfs in allen Regie-Einfällen voll und belustigend auf. Diese Inszenierung dürfte wohl zu den besten derzeit an der Bayerischen Staatsoper zählen, zumal es auch gelungen ist, weitere Sängerdarsteller auf die Bühne zu bekommen, die dieser komischen Oper von Bedrich Smetana voll gewachsen sind.

Musikalisch gestaltete sich dieser Abend zu einem Ohrenfest, denn der Dirigent Wolf-Michael STORZ konnte nicht nur die Sänger zu ihren Bestleistungen führen, sondern konnte mit dem BAYERISCHEN STAATSORCHESTER durch die Musik des Komponisten auch musikalisch das Publikum in die Welt des bäuerlichen Milieu Tschechiens entführen.

In der Reihenfolge des Programmheftes waren die Eltern der zu verkaufenden Braut mit Oliver ZWARG und Helene ZUBANOVICH sehr gut ausgewählt, in der Rolle ihrer Tochter Marie war Selene ZANETTI wieder auf der Bühne, die gerade in ihrer Verzweiflungsarie eine großartige stimmliche Leistung zeigen konnte. Levente PÁLL und Irmgard VILSMAIER waren als die Eltern der beiden Söhne Wenzel und Hans eine sehr gute Wahl, ersterer war mit Wolfgang ABLINGER-SPERRHACKE eine Bestwahl in humoristischer und stimmlicher Darstellung, schon allein mit seinem Auftritt mit seinem Schwein Willi als Haustier konnte er beim Publikum punkten, was er dann auch am Ende der Oper als verkleideter Bär noch unterstreichen konnte. Als der wieder heimgekehrte einstmals verstoßener Sohn Hans, der seine Braut verkaufte, erlebte man in bester stimmlicher und sehr sportlicher Darstellung Pavol BRESLIK, der besonders in den Duetten mit Selene Zanetti und letztlich natürlich auch mit Günther Groissböck beim Publikum enorm punkten konnte. Seine Arie „Es muß gelingen“ machte er zu seinem Höhepunkt.

In der im letzten Akt auftretenden Wanderzirkusgruppe, witziger konnte man deren Auftritt nicht auf die Bühne bringen, war Ulrich REß als Chef eine gute Wahl, die von Wenzel später begehrte Tänzerin Esmeralda konnte Anna EL-KASHEM mit tänzerischen Fähigkeiten rollengerecht und stimmlich perfekt auf die Bühne bringen, Ogulcan YILMAZ als Indianer Muff verkleidet konnte ebenfalls eine rollengerechte Leistung erbringen.

Der CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER (Einstudierung Sören ECKHOFF) war mit der STATISTERIE eine dörfliche Augenweide und konnte in den einzelnen Szenen, gerade auf dem Dorffest, in der Gesamtheit nicht nur sängerisch eine schauspielerische Bestleistung erbringen.

Wie ausgeglichen und entspannt geht man nach einem solchen Abend in die Nacht. I.St.