An diesem Abend gelang für dieses musikalisch hochkarätig durchkomponierte Werk des Komponisten mit dem Libretto von Hugo von Hofmannsthal eine außergewöhnlich einheitlich nahezu perfekte gesangliche Abendleistung, da ja an diesem Abend fast ausschließlich die Premierenbesetzung der Opernfestspiele 2015 auf der Bühne stand, die aufeinander eingespielt war.
Die Inszenierung des Stücks oblag Andreas DRESEN, der sich neben seiner Tätigkeit als Film- und Theaterregisseur auch mit der Oper beschäftigt, was man in diesem Fall als durchdacht und geglückt bezeichnen kann, die Personenführung ohne Rampe war überlegt. Arabella zeigt sich in dieser Inszenierung als endlich glücklich Liebende, weist aber ihren Mandryka bis zum Schluß in seine Schranken, gerade was die Szene mit dem Wasserglas anbelangt (diese Idee soll aber wie man weiß von den Künstlern selbst stammen). Das Bühnenbild von Mathias FISCHER-DIESKAU paßte sich der Regie an, die Örtlichkeiten der Handlung wie Hotelsuite der Waldners und Ballsaal – leider etwas dunkel gehalten – waren gut erkennbar , obwohl die Bühne anfänglich nüchtern erschien. Die Kostüme von Sabine GREUNIG waren zeitlos und konnten so durchaus auf die Bühne kommen.
Die musikalische Leitung oblag an diesem Abend Constantin TRINKS, der das BAYERISCHE STAATSOPERNORCHESTER zwar gut durch den Abend führte, die dramatischen Stellen allerdings sehr forcierte, so daß er es den Sängern oft schwer machte, sich durchzusetzen.
In der Reihenfolge des Programmzettels sei zunächst Kurt RYDL als Graf Waldner erwähnt, der in ausreichender Stimmform eine herrliche Studie im Wiener Chargon dieses mittellosen spielwütigen Adeligen abgab, seine Gattin Adelaide verkörpert von Doris SOFFEL zeigte sich wie eh und je in bester Stimmdisposition.
Wie immer konnte Anja HARTEROS in der Titelrolle einen Opernabend zu einem Stimmfest gestalten, ihre Darstellung der Arabella mit fast überirdischen pianihöhen war partiturgerecht perfekt. Schon zu Beginn mit Zdenka auf der Bühne in ihrer Auftrittsarie „Aber der Richtige,wenn es einen gibt auf dieser Welt“ konnte sie ihr großes sängerisches Können ausleben. In der Hosenrolle ihrer Schwester Zdenka erlebte man einmal wieder Hanna-Elisabeth MÜLLER, die mit der Gestaltung ihrer Rolle nicht nur stimmlich zum Liebling des Publikums avanciert.
Thomas J. MAYER als Madryka reihte sich nicht nur stimmlich in die Reihe der großen Vorgänger dieser Partie ein wie George London und Dietrich Fischer Dieskau, die wohl seine Vorbilder für diese Partie gewesen sein mögen, und erwies sich nicht nur im Duett mit Frau Harteros „Und Du wirst mein Gebieter sein“ als deren abendlicher Idealpartner. Joseph KAISER als Matteo gab sich große Mühe, nicht vom Orchester übertönt zu werden, konnte aber tenoral seinen Part dennoch gut gestalten.
Die Verehrer der Arabella waren gut ausgewählt, so Dean POWER als Graf Elemer, Andrea BORGHINI als Graf Dominik (eine besonders geglückte Studie dieses Liebeshungrigen) und Tareq NAZMI als Graf Lamoral. Die Koloraturen der Fiakermiilli von Erin MORLEY kamen gut zum Publikum, Heike GRÖTZINGER als Kartenaufschlägerin, Johannes KAMMLER als Zimmerkellner fügten sich gut ein, während die Sprechrollen von Bastian BEYER, Vedran LOVRIC und Thark BERNAU als Welko, Djura und Jankel ebenfalls gut besetzt waren. Die kurzen Chorpassagen wurden von Sören ECKHOFF gut einstudiert.
Fazit: Eine geglückte sehbare Inszenierung mit sängerisch hervorragender Abendleistung.
I.St.