„Il turco in Italia“ – 18. Oktober 2017

Diese seine stimmige und das Publikum in jeder Weise ansprechende Inszenierung, die nach einer Produktion der Hamburgischen Staatsoper in unser Opernhaus gelangte, verlegte Christof LOY in die Jetztzeit (Bühne und Kostüme Herbert MURAUER). Sie enthält unter den vielen anderen geglücken Regie-Einfällen drei zu erwähnende Highlights, nämlich ließ Christof Loy schon während der Ouvertüre (Rossini-gerecht dirigiert von Antonello ALLEMANDI, der das BAYERISCHE STAATSORCHESTER und die Sänger gekonnt durch den Abend führte) eine Vielzahl von Choristen als Zigeuner (sehr gute CHOReinstudierung wieder einmal durch Stellario FAGONE) durch einen winzigen Wohnwagen auf die Bühne kommen. Das 2. zu erwähnende Higlight ist, daß der Türke Selim mit seinem Diener (geglückte Studie von Damien LIGER) nicht auf einem Schiff nach Italien kam, sondern auf einem fliegenden Teppich, und dazu noch als Nummer 3 die Raufszene in Boxerkleidung zwischen dem immer wieder gehörnt werdenden Don Geronio und dem Türken. All dies und viel mehr sorgte für einen humoristischen Opernabend, da es sich hier ja um eine vom Komponisten gewollte opera buffa handelt.

An diesem Abend fühlte man sich als Rossini-Liebhaber unendlich wohl, man erlebte eine perfekte Darstellung aller Interpreten in ihren Rollen und dazu noch weiterhin eine perfekte gesangliche Leistung aller, es waren eben erlesene Rossini-Interpreten auf der Bühne. Ildebrando D’ARCANGELO als Selim begeisterte nicht nur durch seine Darstellung, sondern schien gesanglich in ausgezeichneter Stimmverfassung, Olga PERETYAKTO-MARIOTTI als flatterhafte Ehefrau glänzte nicht nur in Darstellung, sondern vor allem konnte sie sich in stimmlicher Bestform in perfekt vorgetragenen Rossini-Koloraturen, die sie vor allen Dingen in ihrer Schlußarie als geläuterte Ehefrau zeigte, voll ausleben. Sie ist eine Idealbesetzung dieser Partie.

Als gehörnter Ehemann Don Geronio stellte sich als sehr guter Rossini-Interpret Alessandro CORBELLI vor, dessen Beweglichkeit auf der Bühne immer noch bewundernswert ist, während Michele ANGELINI als Liebhaber der Fiorilla Don Narciso in seiner Bravourarie den tenoralen Vogel abschoß. Sean Michael PLUMB als Dichter Prosdocimo, der immer wieder versuchte, die ganze Handlung niederzuschreiben, reihte sich in die Rossini-Könner gut ein,während eine Entdeckung des Abends die Sopranistin Paula IANCIC als Zaida sein dürfte, die man ruhig für weitere große Partien einsetzen möge – sie kommt aus dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper. Ebenso war die kleinere Partie des ihr dienenden Albazar Long LONG, ebenso ein Mitglied des Opernstudios, rollengerecht besetzt.Die Balletteinlagen, einstudiert von Jacqueline DAVENPORT, fügten sich gut in die gut geglückte Inszenierung ein. I.St.