Mit der Auswahl seines Programms versuchte Rolando VILLAZON seinem Publikum die Liedwerke spanischer Komponisten nahe zu bringen, denn es gab ausschließlich Werke von Manuel de Falla, Federico Mompon, Fernando Obradors, Carlos Guastvino, Silvestre Revueltas zu Gehör,wobei am Schluß noch drei lateinamerikanische Lieder von Alberto Ginastera, Alberto Nepomucceno und Luis Calvo dazu kamen. Rolando Villazon, dessen Stimme leider nicht im alten Glanz an diesem Abend erstrahlte, ist Mexikaner und sang alle Lieder in der Originalsprache vor einem Publikum, das offenbar mit anderen Erwartungen in diesen Liederabend ging. Es wurde nach jedem Liedvortrag geklatscht, obwohl es sich gerade bei den Liedern von Manuel de Falla um einen Liedzyklus handelte, was Herrn Villazon veranlaßte, nach der Pause seinem Publikum darüber Aufklärung zu geben, wie man sich bei Liederabenden generell verhält. Danach erfüllte Herr Villazon offenbar die Wünsche seiner Fans, in dem er jeden seiner weiteren Liedvorträge mit den ihm eigenen humoristischen Einlagen würzte.
Was befremdend war, daß er Herr Villazon auch kund tat, daß es abgedroschen sei, immer nur Schubert, Brahms usw. bei Liederabenden zu hören, wobei es wirklich schwer fällt, sich an die spanischen Lieder zu gewöhnen, die für viele Zuhörer im Gleichklang erklangen, bis auf die Lieder von Manuel de Falla, dessen großartige Orchesterkompositionen auch fragmentweise in seinen Liedern Verwendung fanden. Zudem fällt es sichtlich schwer, solche unbekannten Liedwerke in fremder Sprache zu verstehen, selbst wenn der deutsche Text im Programmheft zu finden war.
Begleitet am Piano wurde Herr Villazon von der kanadischen Pianistin und Dirigentin Carie-Ann MATHESON, die voll auf den Liedvortrag des Künstlers einging.
Am Ende – nach frenetischem Beifall seiner Fans -gab es noch drei Zugaben mit einem lateinamerikanischen Lied, und dem Ohrenwurm „Mucho, mucho“, und in den Refrain der letzten Zugabe mit dem Piccolindo stimmten seine Fans mit ein.
Liederabend-Liebhaber gingen unerfüllt aus dieser Veranstaltung, vielleicht auch der Künstler, der sich einen anderen Wiederhall seines Auftritts sicher vorgestellt hatte.So kam das berühmte Schubladen-Denken hier voll zum Tragen. I.St.