„Aida“ – 18. Juni 2014

Kriegsschauplätze gibt es derzeit in aller Welt. In dieser durchdachten beeindruckenden Inszenierung fand der librettogerechte Krieg zwischen Äthiopien und Ägypten statt, den der Regisseur Torsten FISCHER mit realistischen Kampfesszenen, in denen es an Brutalität nicht fehlte, in der Jetztzeit auf die Bühne brachte. Aida selbst, in eine Burka gekleidet, wies Akt für Akt auf ihre eigene unglückliche Liebe zum Feldherr der Ägypter hin, die nur mit dem Tod der beiden Liebenden enden kann. Selbstverständlich mußte man auch das Libretto von Antonio Ghislanzoni (man sang in italienischer Sprache) der Jetztzeit anpassen, es gab kein „Kampfschwert“ sondern ein Maschinengewehr für Radames, auch im Text mit deutschen Übertiteln keinen Stein, „der sich über Radames“ schloß, obwohl die Einmauerung der beiden Liebenden am Schluß eine übergroße Steinplatte gut zum Ausdruck bringen konnte (bei technischen Schwierigkeiten könnte so etwas für die darunter liegenden Protagonisten sehr gefährlich werden).

Während des so berühmten Triumpfzugs der siegenden Ägypter konnte man einen bis zu Erschöpfung kämpfenden blutüberströmten Radames erleben, der bis zu seinem unrühmlichen Ende an seinen dabei erlittenen Verletzungen litt. Bühne und Kostüme wurden von Herbert SCHÄFER und Vasilis TRIANTAFILLOROPULOS durchdacht und zeitgerecht ausgestattet und entworfen.

Radames wurde von Gaston RIVERO gesungen, einer Tenorentdeckung des Abends. Schon seine berühmte Anfangs-Arie „Celeste Aida“ ließ die Perfektion einer hervorragend geschulten Stimme mit viel Belcanto-Höhen erahnen, zumal er seine Partie noch dazu mit sehr viel Beweglichkeit und Bühnenpräsenz ausstatten konnte, was sicherlich auch mit der ausgezeichneten Personenregie von Torsten Fischer zusammenhängen mag. Ihm zur Seite Sae Kyung RIM als Aida, deren fülliger Sopran gerade in den Duetten mit Amneris und Radames sehr gut zum Einsatz kam, die sogenannte „Nilarie“ (hier war der Nil nicht erkennbar) erklang leider etwas monoton.

Als Amneris erlebte man Monika BOHINEC, die mit ihrem kräftigen Mezzo vor allem in einer sehr guten Tiefe ihre Rolle ausstatten konnte. Ramphis, das Oberhaupt der Priester in Zivilkleidung, war mit Sergii MAGERA sehr gut besetzt, ebenso war Amonasro mit Francesco LANDOLFIi als Terrorist eine sehr gute Wahl.

Zudem war der Schluß der Oper sehr interessant inszeniert, in dem man die Allmacht der Priester sehr gut herausgearbeitet hat, denn Ramfis versuchte den König von Ägypten (dargestellt und rollengerecht gesungen von Holger OHLMANN) zu erschießen. Ein sehr guter Regie-Einfall war auch, die Priesterin (rollengerecht gesungen von Elaine ORTIZ ARANDES) als Beschützerin der jeweils Unterdrückten auf der Bühne agieren zu lassen. Der Bote von Stefan THOMAS war rollengerecht besetzt.

Wieder einmal konnten der CHOR und der EXTRACHOR nebst STATISTERIE DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ unter der Einstudierung von Jörn Hinnerk ANDRESEN voll überzeugen. Dazu nahm man die vollendete Stabführung von Marco COMIN mit in diesen grandiosen Opernabend, der das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ zu einer Höchstleistung für italienische Oper brachte, dramatisch und in jeder Passage ausdrucksvoll kam Verdis Opernwerk herüber. Bravissimo.
I.St.