Zur Eröffnung der neuen Spielzeit 2021/2022 unter der neuen Intendanz von Serge Dorny zog die Bayerische Staatsoper dieses Mal nach Ansbach um, um dort bei freiem Eintritt aller Besucher auf dem dortigen Karlsplatz ein Meisterkonzert mit hervorragenden Solisten und dem Dirigat des neuen GMD Vladimir JUROWSKI zu präsentieren.
Im Programm hatte GMD Jurowski in der Hauptsache Komponisten, die in der kommenden Spielzeit 2021/2022 ihren Aufführungsweg an unserem Opernhaus in München finden. Das Bayerische Fernsehen gab mit der zeitversetzten Übertragung auch dem Ansbach fernen Publikum Gelegenheit, an diesem Konzert teilzunehmen.
Mancher am Fernseher und im Publikum dort mag traurig gewesen sein, den allseits so hochgelobten und beliebten Tenor Jonas Kaufmann nicht hören zu können, der wegen Krankheit absagen mußte. Aber man hat den besten Ersatz für ihn gefunden, den man nur finden konnte, nämlich Piotr BECZALA, der an diesem Abend wieder einmal bewies, daß er eigentlich der beste unter den jetzigen Tenören der Opernbühne ist, seine tenorale Technik ausgefeilt und abgerundet, seine Höhen perfekt, und man fragt sich zu Recht, warum er überhaupt Einspringer an diesem Abend sein mußte. Er begann gleich zu Beginn mit der Gralserzählung, brachte tenorale Einlagen aus „Adriana Lecouvreur“ und rundete seinen abendlichen Vortrag mit „Nessun dorma“ ab, und erinnerte dabei sehr an Luciano Pavarottis immerwährenden Auftritt an allen Konzert- und Opernhäusern dieser Welt.
Ekatarina SEMENCHUK gab man ihm in einer Szene der „Adriana Lecouvreur“ zur Seite, deren Mezzo nicht immer allen Erwartungen entsprach. Sie eröffnete den Abend mit „O don fatale“ aus „Don Carlo“, nachdem aber Vladimir Jurowski den Abend mit der Ouvertüre zu „Nabucco“ das BAYERISCHE STAATSORCHESTER für Verdi vorstellte und Verdi-gerecht einfühlsam und temperamentvoll dirigierte. Frau Semenchuk hat eine unglaublich gute Stimmtechnik in der Tiefe, konnte aber an manchen Stellen der Mittellage nicht so recht überzeugen, war aber dann doch als gute Partnerin für Piotr Beczala im Duett ausreichend besetzt.
Vladimir Jurowski hatte während des Abends das Bayerische Staatsorchester, sein jetziges Wirkungsfeld, fest im Griff, was er nicht nur in der Stabführung des Vorspiels zu Richard Wagners „Lohengrin“ bewies, sondern vor allen Dingen ganz zum Schluß mit Benjamin Brittens „Soirèes musicale Op.9 – Suite nach Rossini“ bewies. Selbstverständlich ist er bei Schostakovitsch als in Rußland gebürtig voll zu Hause, die drei Stücke aus dessen „Suite für Varietéorchester“ erklangen in bester Stabführung. Was aber besonders zu erwähnen ist, ist das Streichsextett aus Richard Strauss „Capriccio“, von sechs Streichern aus dem Bayerischen Staatsorchester meisterlich interpretiert. Die Moderation des Abends lag in den Händen von Annekatrin HENTSCHEL.
Dieser Abend gehört zu den besten Ideen, eine Saisoneröffnung auch außerhalb der Hauptstadt Bayerns zu veranstalten. Vielleicht gibt es zukünftig auch Theaterbusse dort für begeisterte Opernbesucher, die für solche Aufführungen gerne einen Ausflug nach München machen. I.St.