Einen Liederabend anderer Art erlebte man mit Anna NETREBKO und Partnern an diesem ausverkauften Festspielabend. Frau Netrebko stellte ihr Programm mit Liedern und Opernarien im ersten Teil ganz auf Frühling und Sommer ab, wobei sie dies schon durch ihren Auftritt mit einem Blumenstrauß und einem dazu passenden duftigen Abendkleid unterstrich.
Es gab insgesamt an diesem Abend einen Mix von Liedern und Opernarien, dazu holte sie sich als Partnerin die Mezzosopranistin Elena MAXIMOVA in ihr Programm-Boot, eine Mezzosopranistin, die man gerne zukünftig auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper begrüßen würde. Sie sang im Duett mit Frau Netrebko nach der Pause aus Tschaikowskys Oper „Pique Dame“ „Uzh vecher“ und die Barkarole aus „Les contes d’Hoffmann“ (Jacques Offenbach), sehr zur Freude des Publikums.
Im ersten Frühling/Sommerteil trat zu Frau Netrebko noch das junge Geigentalent Giovanni Andrea ZANON hinzu (er spielt im Übrigen auf einer Violine von G .B. Guadagnini von 1742), der den von Richard Strauss komponierten „Morgen“ zusammen mit Frau Netrebko zu einem musikalischen Erlebnis werden ließ. Zu den schon erwähnten Komponisten gesellten sich im Programm der Künstlerin Rachmaninow, Rimski-Korsakow, Debussy, Charpentier, Frank Bridge, Leoncavallo, Fauré, Dvorak, sowie Douglas Moore. Frau Netrebko benützte auch für ihren Vortrag Requisiten, so trat sie nach der Pause mit einem herzförmigen Luftballon im Tschaikowsky-Lied zusammen mit Frau Maximowa auf, und beide Damen in der Barkarole trugen venezianische Masken mit Fächern in den Händen.
Zudem färbte Frau Netrebko ihre ganzen Liedvorträge mit einer ungewohnten Beweglichkeit, sie nutzte die gesamte Bühne, und konnte dadurch das Publikum noch mehr gewinnen. Stimmlich zeigte sie sich an diesem Abend gewohnt in perfekter Disposition, und konnte dadurch ihre gesamten Vorträge mit einer außergewöhnlichen Färbung auszeichnen. Sie wies dadurch alle Liedinterpreten in die Schranken, die oft starr und unbeweglich bei Liedvorträgen auf der Bühne stehen. Ob sich aber mancher aus dem Publikum damit abfinden konnte, bleibt dahingestellt. Es gab auch frenetischen Applaus, aber nur vereinzelt erhoben sich einige von ihren Plätzen, um der Künstlerin noch mehr zuzujubeln. Es gab noch zwei Zugaben der Künstlerin mit ihrem mit hoher Musikalität ausgezeichneten Pianisten Malcolm MARTINEAU, mit dem Frau Netrebko Arm in Arm bei allen ihren Auftritten auf die Bühne kam, nämlich den „Kuß-Walzer“ und „Oh mio babbino caro“.
Alles in allem gestaltete sich dieser doch hochkarätige musikalisch perfekte Liederabend zu einem besonderen Erlebnis während der diesjährigen Festspielzeit. I.St.