„Pique Dame“ – 17. Februar 2024

Mit Wasserbecken und Video stattete der Regisseur Benedict ANDREWS mit seinem Bühnenbildner Rufus DIDWISZUS seine doch sehbare Inszenierung aus, Bühne teils kahl gehalten, wobei gesellschaftliche Ereignisse in dieser Oper auf einer Tribüne stattfinden.

Die Kostüme von Victoria BEHR paßten sich voll den Regie-Ideen an, in teils glitzernder Bekleidung der Damenwelt und Straßenanzügen der Herren erlebte man durch das Dreigestirn somit das Handlungsgeschehen. Man sang in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln.

Trotz dieser bizarren Ideen des Dreigestirns konnte man sich voll auf die so eindrucksvoll komponierte Musik von Pjotr I. Tschaikowsky konzentrieren, die mit gefühlvoller Hand durch den am Pult stehenden Dirigenten Aziz SHOKHAKANINOV zum Publikum kam. Da das Werk selten auf deutschen Bühnen aufgeführt wird, ist es der Bayerischen Staatsoper gelungen, hier eine musikalische Lücke zu schließen, zumal hier auch Sänger auf der Bühne standen, die es vermochten, die Neugierde für dieses Werk zu entfachen. Die Handlung ist durch die gleichnamige Erzählung von Alexander Puschkin vielseits bekannt, obwohl für die Oper das Libretto der Bruder des Komponisten Modest I. Tschaikowsky verfaßte. Drei Spielkarten einer alten Gräfin, die zu ergattern der Offizier Hermann seinerseits bestrebt war, weil diese dieser zu Reichtum durch Gewinn verholfen haben, denn er begehrte als Nichtvermögender die Nichte Lisa der alten Gräfin. Dabei setzte er die alte Gräfin so unter Druck, daß diese dabei starb und ihm als Geist die angeblichen drei Karten verriet, nämlich 3, 7 und As. Am Spieltisch nun setzte er am Ende nicht auf Pique Dame, die falsche Karte, verriet durch das Spiel sozusagen seine Liebe zu Lisa, und richtete sich am Ende selbst. Diese Handlung könnte sich nicht nur zur Zarenzeit abgespielt haben.

Für diese Aufführung des so selten gespielten Werks stand der Bayerischen Staatsoper nicht nur der erwähnte Dirigent mit hohem Einfühlvermögen für die Musik des Komponisten, sondern auch eine Sängerriege zur Verfügung, die man in so selten gesanglicher Einheit auf der Bühne fand. In der Reihenfolge des Programmzettels war die Partie des Herrman mit Brandon JOVANOVICH besetzt, der seine Rolle gerade im Spiel trotz eines eigenwilligen Tenortimbres sehr gut meisterte. Die weiteren teils spielsüchtigen Adeligen und Offiziere waren mit einem bestdisponierten Roman BURDENKO als Tomski, Boris PINKHASOVICH als Fürst Jeletzki in hervorragender stimmlicher Abendform (bei seiner großen Arie hörte man Motive des Gremin aus Tschaikowskis „Eugen Onegin“ heraus), Kevin CONNERS gerade im Spiel wie stets bestens als Tschekalinski, Bálint SZABOO als Surin gut disponiert, Tansel AKZEYBEK als Tschaplitzki und Nikita VOLKOV als Nuromow ebenfalls in die gute Sängerriege eingebunden. Als Festredner fungierte ebenfalls gut eingefügt Aleksey KURSANOV.

Als Idealbesetzung der Gräfin ist Violeta URMANA zu bezeichnen, es fröstelte im Publikum, wenn sie die Bühne betrat. Gespannt war man auf den großen Star der Opernbühne derzeit Asmik GRIGORIAN als Lisa, die stimmlich wie darstellerisch diese Rolle selbstverständlich gut meisterte, vor allen Dingen in den beiden Arien der Lisa sich dem Publikum bestens präsentieren konnte. Eine großartige stimmliche und darstellerische Leistung erbrachte Victoria KARKACHEVA als Polina. Die Gouvernante und Mascha waren mit Natalie LEWIS und Daria PROSZEK bestens besetzt, ebenso ein Kinderkommandant mit Amalia STEINMETZER.

OPERN- und KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der Einstudierung von Christoph HEIL fügten sich wie stets gut einstudiert in das Handlungsgeschehen ein.

Alles in allem kann man von einer gelungenen und bestinterpretierten Aufführung der Bayerischen Staatsoper sprechen. I.St.