„Carmen“ – 16. Oktober 2024

Der Regisseur Herbert FÖTTINGER richtete seine Inszenierung handlungsgemäß nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée aus, ließ die Handlung dazu im Jahre 1946 spielen, als und immer wieder die Rivalität zwischen Spanien und den dort eingemeindeten Basken zu vernehmen war, Don José war ein strafversetzter Baske.

Deshalb und immer wieder in der Regie bemerkbar war wohl der Freiheitsgedanke generell während des ganzen Stücks, dem wohl auch die Titelträgerin der Oper voll unterlag. Sie setzte sich allen Regeln der Normalität entgegen, ob in Lebensführung und Sexualität und lebt nur ihren Neigungen und augenblicklichen Gefühlen. Diese Herausarbeitung der Charaktere ist hier voll gelungen.

Die Kostüme der Protagonisten konnten von Alfred MAYERHOFER voll der Inszenierung angepaßt werden, allerdings zeigte Walter VOGELWEIDER dazu ein Einheitsbühnenbild, das zwar nur passend für den 1. Akt war, sonst kahl und in allem weiteren Handlungsgeschehen und für manchem im Publikum unverständlich. Allerdings konnte er im letzten Akt das spanische Stierkampfmileu voll aufzeigen. Eine Bestidee des Regisseurs, die Vorbereitungen eines Stierkämpfers auf den Kampf hier zu zeigen.

Ruben DUBROVSKY, dem die musikalische Leitung des Abends oblag, konnte die Komposition von George Bizet nicht besser wieder dem Publikum in Erinnerung bringen,
man glaubte, jede Note eines Instruments zu fühlen.

Die Choreographie für die spanischen Tanzinterpretationen oblag Montserrat SUÁREZ und Karl Alfred SCHREINER, hier waren auf der Bühne Almudena ALVAREZ, Ariane CERVANTES, Eva QUANT und Noelia QUIÓS, mit Flamenco wohl vertraut.
Der herausragend agierende CHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ lag wieder in den bewährten Händen von Pietro NUMICO.

Da allbekannt das Staatstheater am Gärtnerplatz ein ebenso herausragendes Ensemble aufweist, waren an diesem Abend die „allerbesten“ auf der Bühne. Selten hat man eine solche stimmliche und perfekt interpretierte Carmen wie von Sophie RENNERT dargestellt gehört und gesehen. Hier war eine Vollblutinterpretin auf der Bühne, ihren „freiheitlichen“ Gefühlen voll unterworfen, konnte sie sich ganz den Gedanken des Regisseurs anpassen und dies voll und ganz in die Stimme legen. Ihr zur Seite wie gewohnt bestens disponiert Lucian KRASZNEC als Don José, der sich von Akt zu Akt steigerte und vor allen Dingen zur Freude des Publikums die Blumenarie bestens interpretierte.

Micaela war Ana Maria LABIN in guter Abendform. Escamillo war Timos SIRLANTZIS, dem wieder einmal eine sehr gute stimmliche und darstellerische Gestaltung gelang, während Lukas Enoch LEMCKE als dem liebeswütigen Vorgesetzten des Don José namens Zuniga eine gute nicht nur stimmliche Studie gelang.

Die weiteren Interpreten waren ebenso bestens für ihre Partien ausgewählt wie Ludwig MITTELHAMMER als Morales, die Schmuggler-Gilde wie Jacob MORALES als Remendado, Jeremy BOULTON als Dancairo, Mina YA als Frasquita, Anna TETRUASHVILI als Mercedes. In der Sprechrolle des Casares erlebte man Frank BERG und nicht zu fehlen David ŠPAŇHEL als Lilias Pastia.

Alles in allem kann man hier von einem wieder einmal gelungenen hervorragend interpretierten Opernabend im Staatstheater am Gärtnerplatz sprechen. I.St.