„Lohengrin“ – 16.Juli 2023

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten? Der Anfang des Lorelei-Liedes mag hier die ganze Besprechung durchziehen. Zu Beginn der Oper (Bühnenbild von Monika PORMALE) glaubte man, eine vernünftige und handlungsgerechte Oper zu erleben – die Streiter von Brabant ganz in weiß auf einer Wiese sitzend – dies eine geglückte Idee, und man freute sich auf Zukünftiges, aber was kam?

Weiterhin in weiß stritten sich Lohengrin und Telramund mit einem Art Feuergewehr, und neben anderen Ungereimtheiten kam ein vermutlicher schwarzer Kohlestein vom Himmel am Schluß, offenbar um das zukünftige Böse darzustellen, das nach der Abreise von Lohnengrin die Welt beherrschte. Was hat sich der Regisseur Kornél MUNDRUCZKÒ bei allem gedacht? Auch bei den Kostümen von Anna AXERr-FJALKOWSKA gab es Ungereimtheiten in Fülle, Elsa trat unter anderem in schwarz als Rockerrmädchen rauchend auf der Bühne auf, bei der Hochzeitsszene steckte man Lohengrin in einen Neopren-Anzug, und Elsa trat als Rauschgold-Engel auf und trug ihre „Flügel“ noch zu Beginn der Brautgemachszene, Ortrud mit Langhaarperücke und Jeans, usw. Wiederum –ich weiß nicht, was soll es bedeuten? Und wiederum gab es keinen Schwan auf der Bühne, obwohl er im Libretto desöfteren vorkommt.

Wenigstens wurde man durch die hervorragende Musikalität der Protagonisten und der gekonnten Stabführung des Dirigenten Francois-Xavier ROTH für all dies entschädigt, denn es ist eben gerade eine hervorragende Leistung von Sänger und Dirigent mit allen Musikern des ORCHESTERS anzumerken (die Bläser verlegte man in ihren Solis auf die Rangloge – geglückte Idee, was zu einem besonderen Klang der Musik Richard-Wagners führte). Das Orchester der Bayerischen Staatsoper bewies an diesem Abend, daß es wohl zu den besten Orchestern der Weltbühnen gehört, hervorgerufen auch durch großartige Dirigenten, an diesem Abend war es Francois-Xavier Roth.

In der Reihenfolge des Programmzettels trat Mika KARES als König Heinrich auf, eine selten so voluminöse und eindrucksvolle Stimmleistung in dieser Rolle (kostümmäßig wieder in Straßenkleidung – in den Reihen den Brabanter hätte man ihn, den König, ohne diese seine Stimmleistung kaum erkannt), Stimmlich einzigartig, auch in der Interpetation der Titelpartie, war Klaus Florian VOGT, dessen hellgefärbter Tenor in dieser Rolle immer wieder begeistert, überirdisch, wie die Rolle es verlangt, ist auch seine Bühnenpräsenz, gerade die Gralserzählung, auf die jeder wartet, erklang bestens disponiert und routiniert.

Johanni von OOSTRUM konnte Elsa doch eine gute und höhensichere Sopranstimme bieten, tat sich aber doch sehr schwer in ihrem so unpassenden Kostüm und auch vermutlich wegen der unglücklichen Regie, die sie immer wieder über die Bühne mit eingezogenem Kopf huschen ließ, als ein geducktes gedemütigtes Persönchen. Friedrich von Telramund war bei Johan REUTER in den besten stimmlichen Händen, auch konnte er als von seiner Gattin Ortrud geleiteter Anstifter des kommenden Unheils voll überzeugen. Als Ortrud hörte man den wohl jetzt dramatischen Sopran von Anja KAMPE, allerdings erklang ihre Stimme im letzten Akt etwas überfordert, ungewohnt bei dieser großen Richard-Wagner-Sängerin, zumal auch noch in Langhaar-Perücke und Jeans gesteckt. Ihre Szene mit Elsa kam gut und eindrucksvoll zum Publikum.

Der Heerrufer des Königs war mit Egils SILINS rollengerecht besetzt. Die brabantiuschen Edlen – die nicht „edel“ gekleidet waren – waren von Liam BONTHRONE, Granit MUSLIU, Daniel NOYOLA und Roman CHABARANKO rollengerecht besetzt, ebenso traten vier SOLISTEN DES TÖLZER KNABENCHORs gut einstudiert als vier Edelknaben auf. Zum Schluß holte man sich Malon SOUGEUENET als Elsas Bruder rollengerecht auf die Bühne. Ein besonderes Lob und bestens einstudiert von Tilman MICHAEL ist dem CHOR und EXTRACHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER zu zollen.

Tosender Beifall der vielen Wagnerianer im Publikum, sicherlich nur für Sänger und Dirigenten. I.St.