„Arabella“ – 16. Juni 2018

Anläßlich des alljährlich veranstalteten Treffens der „ehemaligen“ Künstler der Bayerischen Staatsoper, zu dem die Freunde des Nationaltheaters einladen, freute sich das Publikum, die alten Lieblinge wiederzusehen und bei einer Autogramm-Möglichkeit vor der Aufführung und in der Pause mit ihnen zu sprechen. Leider aber lag in diesem Jahr kein Infoblatt dafür an den Programm-Verkaufstischen, so daß man seine früheren Lieblinge nur fand, wenn man sie noch erkennt, und an diesem Abend konnte man begrüßen die Kammersängerinnen Inge Borckh, Ortrun Wenkel, Annelie Waas, Ingeborg Hallstein, Marie-Luise Gilles, Helena Jungwirth mit Gatten Claes Ahnsjö, wenn sie einem zufällig in der Pause in de Hände fielen. Sehr schade.

Die anschließende Aufführung der „Arabella“, an diesem Abend ein musikalisches Kleinod an der Bayerischen Staatsoper, entschädigte allerdings für die anfängliche Enttäuschung, wobei man wenigstens wußte, daß die sog. „Ehemaligen“ in den Rängen saßen, die man mit einem Beifall begrüßen konnte, denn so manche der Anwesenden hat ja einstmals eine Rolle in dieser Oper verkörpert.

Die Inszenierung von Andreas DRESEN mit einem Einheitsbühnenbild mit einer Treppenkombination ist ansprechend, und man kann sich dadurch voll auf die Musik von Richard Strauss konzentrieren, zumal der Abend mit einer Glanzbesetzung bezüglich der Sänger unvergeßlich auf die Bühne kam. Die Kostüme entsprachen der Entstehungszeit nach dem 1. Weltkrieg, wo es sehr viele verarmte Adelige gab, die ums Überleben kämpfen mußten, so hier der deshalb dem Glücksspiel verfallene Graf Waldner, der seine beiden Töchter Arabella und Zdenka sozusagen an den Mann bringen mußte, letztere mußte in Männerkleidung auftreten, um ihrer älteren Schwester Arabella den Vortritt einer reichen Verehelichung zu lassen. Nach einigen Verwicklungen kommt Arabella zu ihrem reichen Traummann Mandryka, auch Zdenka zu ihrem geliebten Matteo. Zu diesem musikalisch hochkarätigem Werk schrieb Hugo von Hofmannsthal wiederum genauso wie beim Rosenkavalier den Text, der glücklichweise kaum überarbeitet auf die Bühne kam.

In der Titelrolle erlebte man wieder Anja HARTEROS, die wie eh und je sich diese Partie wieder zu eigen machen konnte mit einer ausgefeilten Interpretation in Stimme und Darstellung, ihr zur Seite diesesmal Michael VOLLE als Mandryka, der sich wegen einer leichten Erkältung ansagen ließ, was stimmlich überhaupt nicht bemerkbar war. Herr Volle stellte einen stimmlich und darstellerisch perfekten schrotigen bäuerlichen reichen Gutsbesitzer auf die Bühne, Arabella von Anfang an verfallen, eine persönliche Glanzleistung.

Kurt RYDL als spielsüchtiger Graf Waldner und Doris SOFFEL als Gattin Adelaide waren für diese Partien bestens ausgewählt, während Hanna-Elisabeth MÜLLER in der Partie der unglücklichen „Hosenrolle“ der Zdenka wiederum mit außergewöhnlicher Stimmpräzision das Publikum begeistern konnte. Benjamin BRUNS als Matteo war ebenfalls in bester Stimmdisposition, die weiteren Rollen des Grafen Elemer von Dean POWER, Graf Dominik Johannes KAMMLER und Graf Lamoral Torsten JÜRGENS -allesamt Verehrer der Arabella – fügten sich gut disponiert in die Sängerriege ein.

Gloria REHM als Fiakermilli konnte ihre Rolle sehr gut gestalten, wobei anzumerken wäre, daß diese Figur in der Handlung dieser Oper eigentlich wenig Sinn macht. Heike GRÖTZINGER als Kartenaufschlägerin, Milan SILJANOV als Zimmerkellner, Bastian BREYER als Welko sowie Vedran LOVRIC als Djura und Tjark BERMAN als Jankel fügten sich gut ein. Die CHOReinstudierung von Sören ECKHOFF war wieder gut und routiniert.

Constantin TRINKS, der die musikalische Leitung an diesem Abend hatte, erwies sich als Bestwahl für die Musik von Richard Strauss und die dazu gehörige Sängerführung.

Alles in allem ein Glanzabend an der Bayerischen Staatsoper. I.St.