„Die Schweigsame Frau“ – 15. November 2017

Das Libretto dieser komischen Oper stammt von keinem geringeren als Stefan Zweig, der es frei nach einer Komödie von Ben Jonson (1609) „The silent woman“ verfaßte, da er vom Komponisten selbst gebeten wurde, für ihn ein Libretto für eine Oper zu schreiben. Die alltägliche Geschichte: Ein alter Mann – hier Sir Morosus – mit wenig Kontakten zur Außenwelt – sehnt sich ständig nach Ruhe im Haus, die durch seine geschwätzige Haushälterin immer wieder unterbrochen wird. Sein ebenfalls im Haus geduldeter Barbier macht ihm deshalb den Vorschlag, durch eine Heirat mit einer schweigsamen Frau sich die gewünschte Ruhe zu verschaffen. Hier kommt der Neffe Henry gerade recht, der eine Schauspielertruppe anführt (was sein Onkel Morosus nicht weiß), und der seine junge Frau Aminta dazu bringt, den Alten unter anderem Namen zu heiraten, nicht letztlich auch um an das Erbe zu gelangen. Letztendlich klärt sich alles auf, Morosus hat seine Ruhe, die durch Musik und Radau die Ruhe störende Schauspieltruppe nebst Neffe und Ehefrau verlassen das Haus.

Der Regisseur Barrie KOSKY ließ das Handlungsgeschehen auf einer erhöhten rechteckigen Bühne auf der Bühne stattfinden (es war eine Wiederaufnahme einer Festspielinszenierung im Prinzregententheater München), aus diesem Grund kamen die prachtvollen Kostüme der Verkleidungsszenen der Darsteller voll zur Geltung – Bühne und Kostüme Esther BIALAS.

Musikalisch kann man an diesem Abend von einer hervorragenden Strauss-Interpretation sprechen. Der Dirigent Stefan SOLTESZ zeigte schon beim Vorspiel – Richard Strauss nannte es wohl in der Partitur Potpurri – daß er sich bei Richard Strauss sehr wohl fühlt und das BAYERISCHE STAATSORCHESTER nebst Sänger deshalb bestens durch den Abend führen konnte.

Franz HAWLATA, der Premieren-Morosus, sprang für den erkranken Lars Woldt an diesem Abend ein und zeigte eine perfekte Darstellung dieses genasführten Alten und dazu noch lyrische Baß-Töne in perfekter Tiefe. Als seine Haushälterin war Okka VON DER DAMERAU eine gute Wahl, während Nikolay BORChEV als Barbier sich mehr aus schauspielender Sänger präsentierte.

Pavol BRESLIK als Neffe Henry war in dieser Tenorpartie eine Bestwahl, als Aminta „Die schweigsame Frau“ konnte man eine Koloratursopranistin mit ausgefeilten Höhen erleben, nämlich Brenda RAE, die auch in der Darstellung ein großes Können aufwies. Besonders hat das Liebesduett Henry/Aminta im 2. Aufzug mit Pavol Breslik beeindruckt, beide zeigten eine sehr gute Stimmharmonie.

Die Schauspielerinnen Isotta und Carlotta waren mit Lavinia DAMES und Tara ERRAUGHT bestens besetzt,während die männlichen Gaukler mit Christian RIEGER,Peter LOBERT und Callum THORPE (Morbio, Vanuzzi, Farfallo) besonders in der Darstellung viel Komik herüberbringen konnten, auch der Papagei Airton FEUCHTER-DANTAS GONDIM reihte sich ein. Der CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der bewährten Einstudierung von Sören ECKHOFF trug zum Gelingen eines amusanten Richard Strauss-Abends bei.

„Wie schön ist doch Musik, wenn sie vorbei ist“ – Hier kann man Sir Morosus wohl nicht beipflichten.
I.St.