Es ist soweit! Und Gott sei Dank war es soweit. Nach fünfjährigen Umherwandern in Münchens Theatersälen kann endlich das Staatstheater am Gärtnerplatz – „unser Gärtnertheater“ – nach dieser langen Bauphase wieder am alten Platz unvergeßliche Aufführungen bieten, so, wie es sie seit seinem Bestehen mit ebenso unvergeßlichen Künstlern geboten hat.
An diesem Abend nun stellte sich nach einer beeindruckenden Eröffungsansprache von Intendant Köpplinger das gesamte Ensemble des Staatstheaters mit allen zu erwartenden und in der Vergangenheit gespielten musikalischen Werken ausschnittsweise vor mitsamt seinem ORCHESTER und BALLETT. Eine sehr gute Leistung erbrachte der neue Chef des Orchesters Anthony BRAMALL u. a. besonders nach der Pause mit seiner sehr guten Stabführung in der Ouvertüre zu Verdis „La forza del destino“, er teilte sich den Abend mit den weiteren dort tätigen Hausdirigenten Michael BRANDSTÄTTER und Andreas KOWALEWITZ, zwei sehr gute Interpreten in ihren jeweiligen Auftritten.
Besondere Erwähnung finden muß unter all den hervorragend vorgestellten Arien, Duetten und Ensemble-Auftritten der Bariton Matija MEIC mit dem „Largo al factotum“ aus Rossinis „Il barbiere di Siviglia“, der eine sehr gute Vortragsweise aufzeigt, Mathias HAUSMANN und Lucian KRASZNEC mit dem Duett aus „Les Pecheurs des Perles“, das eindrucksvoll erklang, und gekonnt und mit beeindruckendem Vortrag Dagmar HELLBERG als Carlotta aus dem Musical „Follies“.
Herausragend aus den Ensemble-Vorträgen das Finale aus „Le nozze di Figaro“ und die CHORleistung zusammen mit der Solistin Jennifer O’LOUGHLIN aus der Kantate „Carmina Burana“, wobei Jennifer O’Loughlin auch eine großartige stimmliche Koloraturleistung in ihrer Arie „O luce di quest’anima aus „Linda di Charmonix“ aufzeigte. Ferner erklang in besonders herausgearbeiteter humoristischer Weise das Duett „Chieti, chieti, immantinente“ aus Don Pasquale zweier Vollblutkünstler Levente PÁLL und wiederum Mathias Hausmann.Da sich das Haus in Vorbereitung der Premiere „Die Lustige Witwe“ befindet, traten die darin auftretenden Sänger nur kurz in beeindruckenden Szenen und Ensemble-Leistungen auf, so sangen Camille SCHNOOR und Daniel PROHASKA stimmlich gut harmonierend das Duett „Lippen Schweigen“ und das Ensemble zeigte hier eine weitere gute Leistung mit „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“.
Den Vogel des Gala-Abends allerdings schossen die beiden Senioren des Theaters Gisela EHRENSPERGER und Franz WYZNER mit ihrer beider beeindruckend interpretierten Szene „Ist es Liebe?“ aus dem Musical „Anatevka“ ab. Untermalt wurde der Abend durch die gekonnte Moderation von Sigrid HAUSER, die u.a. mit Witzen, Zitaten, und aus Zeitungskritiken der Vergangenheit alle Darbietungen zu würzen vermochte.
Man kann sich wieder auf viele wundervolle Gärtnertheater-Abende freuen, an denen aber leider keine Stelzenkünstler vor dem Theater sind, auch keine Sektgläser klirren und auch keine Süßigkeiten vor dem Theater auf Publikum warten. I.St.