„Semiramide“ – 15. Februar 2017

David ALDEN, der die Inszenierung dieser so selten aufgeführtn Oper des großen Belcanto-Komponisten Gioacchino Rossini inne hatte, outete sich darin wie gewohnt. Als der Vorhang nach der brilliant dirigierten Ouvertüre durch den Rossini-Spezialisten Michele MARIOTTI aufging, fand man ein Bühnenbild vor (Paul STEINBERG), das absolut nicht zur Handlung der Oper paßt, die bekannterweise in Babylon zu spielen hat. Einen kurzen Augenblick dachte man daran, doch wenigstens einen Teil der berühmten Gärten der Semiramis zu erhaschen (wäre vielleicht eine Regie-Idee gewesen), durch die die babylonische Königin ja eigentlich als eines der Weltwunder in Erinnerung blieb, aber nein, es protzte ein Standbild des ermordeten Gatten der Semiramide Nino in der Figur des derzeitigen koreanischen Machthabers auf der Bühne, im Hintergrund schon ein Bildnis dem Donald Trump gleich, während sich während der ganzen Oper einige Nationen des Orients und Okzidents vermischt, auch in den entsprechenden Kostümen (Buki SHIFF) auf der Bühne tummelten.

Was hat sich David Alden dabei wohl gedacht? Wollte er eine Symbiose zwischen West und Ost schaffen, was mit der Handlung der Oper überhaupt nichts zu tun hat, nämlich Semiramide verliebt sich in ihren totgeglaubten Sohn Arsace, macht diesen unwissentlich der familiären Hintergründe zum Gatten und König, sehr zum Leidwesen ihres früheren Liebhabers Assur, der brutal keine Mittel scheuend diese Position mit Gewalt inne haben will. Alex ESPOSITO in dieser Rolle, ausgestattet mit seinem gewohnt perfekten Rossini-erprobten Baßbariton, konnte diesen seinen Part – nur teilweise gerade in der Bettszene mit Semiramide – ausleben.

Arsace liebt aber die Prinzessin Azema (eine kleine Rolle,die Elsa BENOIT sehr gut sang, eingezwängt ein ein so enges Goldkostüm, daß man sie in machen Szenen von der Bühne tragen mußte, und kahlköpfig dazu ließ man sie auftreten – warum?), in die auch ein indischer Prinz Idremo (in guter tenoraler stimmlicher Form Lawrence BROWNLEE – wenigstens vernünftig kostümiert) verliebt ist. Die Oper endet mit der Ermordung der Semiramide, versehentlich wurde sie von ihrem eigenen Sohn Arsace erstochen (keine gut herausgearbeitete Erkennung zwischen Arsace und Semiramide). Überhaupt läßt die Personenführung von David Alden hier zu wünschen übrig, einzig und allein hatte die tragende Hauptrolle manche gute Personenregie.

Musikalisch allerdings konnte man sich keine bessere Aufführung wünschen. Michele Mariotti führte das BAYERISCHE STAATSORCHESTER rossinierprobt durch den Abend, und zeichnete sich weiter durch eine sehr gute Sängerführung aus, die ihm angeboren zu sein scheint. In der Titelpartie erlebte man eine bestdisponierte Joyce DiDONATO, die ihre Belcanto-Koloraturen wie Perlen erklingen ließ,vor allen Dingen gerade im Duett mit Arsace Daniela BARCELLONA, in dem die beiden Mezzosopranistinnen ihr ganzes Können zeigten. Wie lange hat man diese Weltmezzostimme von Daniela Barcellona in München vermißt, eine Belcanto-Sängerin durch und durch, die ebenfalls die von Rossini gewollten Koloraturen perfekt beherrscht.

Der Priester und Seher Oroe war mit Simone ALBERGHINI sehr gut besetzt, auch die Stimme des Schatten des Nino (trat er denn auch als Schatten des Donald Trump auf?) war mit Galeano SALAS gut besetzt. Der Chor der BAYERISCHEN STAATSOPER unter der Besteinstudierung von Stellario FAGONE und STATISTERIE sowie das OPERNBALLETT (letzteres bestens betreut von Beate VOLLACK) fügten sich regiegemäß in die Inszenierung ein. I.St.