„Sigismondo“ – 14. Oktober 2018

1. Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks

Warum gibt es so wenig Rossini an den Opernhäusern – und das nicht nur in München?

So fragte man sich nach dieser hochkarätigen Aufführung der so selten gespielten Oper des Komponisten im Münchener Prinzregententheater. Man erlebte hier einen unvergeßlichen Opernabend des Belcanto, und es brauchte dazu keine Inszenierung – hier war man von Anfang gefesselt von der unvergleichlichen Musik Rossinis in perfekter gesanglichen Darbietung.

Keri-Lynn WILSON führte das MÜNCHENER RUNDFUNKORCHESTER zu einer Bestabendleistung, ihr Dirigatsstil ist bestens mit Belcanto vertraut und konnte dadurch auch bei den Sängern des Abends punkten. Ihr persönlicher Dank für Sänger und Orchester nach Ende der Aufführung bewies es.

In der Titelpartie des unglücklichen polnischen Königs Sigismondo, der einem Verrat zum Opfer fiel und seine der Untreue bezichtigten Gattin Aldimira zum Tode verurteilte, diese aber fliehen konnte und zunächst unerkannt bei einem väterlichen Freund Unterschlupf fand, bis sich gegen Ende der Oper aber alles zum Guten wandte und das Ehepaar glücklich vereint war, erlebte man Marianna PIZZOLATO, die sich zu den besten Rossini-Interpretinnen zählen kann, ihre stimmliche Verfassung ist immer noch sehr gut, nur schlich sich in ihrer sonst perfekt geschulten Mezzostimme eine technische Unsicherheit in der Tiefe ein, die aber an der sonstigen stimmlichen Gestaltung dieser Partie kaum auffiel. Das Publikum dankte ihr mit frenetischem Beifall.

In der Rolle der Gattin Aldamira erlebte man mit bester Stimmverfassung die junge koreanische Sopranistin Hyesang PARK, die durch diese stimmliche Abendleistung mit Sicherheit sich an die Weltspitzen singen wird. Einspringer Kenneth TARVER als der Intrigant Ladislao konnte höhensicher mit besten Koloraturen seinen Tenorpart zum Publikum bringen. Rachel KELLY als Anagilda, Schwester des Ladislao, konnte in ihrem Solo sehr gut überzeugen, Guido LOCONSOLO als Freund der Königin Zenovito war in seiner Partie eine gute Wahl, sowie auch Gavan RING in der kurzen Partie des Radoski sowie Il HONG als Ulderico.

Der MÄNNERCHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs unter der Einstudierung von Yuval WEINBERG fügte sich bestens in die Riege der großartigen Interpreten ein.

Lange wird dieser Belcanto-Rossini-Abend noch in manchem Publikumsherz nachklingen. I.St.