Für die Inszenierung dieser kaum bekannten Operette von Oscar Straus holte sich Staatsintendant Köpplinger keinen geringeren als den großen Opernregisseur Peter KONWITSCHNY an sein Haus, der hier mit gelungenen Regie-Ideen bestens am Werk war. Das Stück lehnt sich an Motive der Komödie von Bernard Shaws „Helden“ an, es ist auch noch durch seine Verfilmung einstmals mit dem unvergeßenen O. W. Fischer und Lieselotte Pulver in bester Erinnerung.
Der Praliné-Soldat ist ein Schweizer Waffenfabrikantensohn, hier namens Bumerli mit immer einer Schokoladensüßigkeit in der Tasche, der ins Schlafzimmer einer Bulgarin während des serbisch-bulgarischen Kriegs eindringt, um sein Leben vor den Verfolgern zu retten, was auch gelingt, da ihn das Mädchen gut verstecken kann. Beide verlieben sich ineinander, sie löst ihre Verlobung mit einem bulgarischen „Helden“, und das Stück endet, nachdem alle Beteiligten hier nach einer Schlacht Kriegsopfer wurden, so, daß nicht sicher ist, ob Nadina, die Bulgarin, auch mit diesem reichen Waffenfabrikantensohn nach seinem Heiratsantrag leben will, das Publikum mag es ergründen.
Zu diesen gelungenen Regie-Ideen u.a. von Peter Konwitschny gehört gerade dieser Schluß, auch die Balkonszenen des Bumerli wurden durch dessen Fallschirm-Auftritte ersetzt, die immer wieder zur Belustigung des Publikums beitrugen. Das Bühnenbild von Johannes LEIACKER, von dem auch die Kostüme um die Jahrhundertwende stammten, war ansprechend und vor allem im letzten Teil mit Kriegsschauplatz äußerst publikumswirksam gestaltet.
Die musikalische Leitung des ORCHESTERS DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ oblag dem Chef des Orchesters Anthony BRAMALL, der die leider kaum bekannten aber zündenden Melodien des fast vergessenen Komponisten Oscar Straus dem Publikum einfühlsam nahebringen konnte. Uraufführung des Werks war im übrigens am 14. November 1908 im Theater an der Wien.
Die Protagonisten waren in ihren Rollen bestens ausgewählt, wobei Daniel PROHASKA als der unfreiwillige Schweizer „Söldner“ Bumerli besonders in der Charakterzeichnung den Vogel abschoß, und in den Fallschirm-Auftritten großen Mut bewies. Als Nadina konnte schon in ihrem Entrée „Komm, Held meiner Träume“ Sophie MITTERHUBER ihr gutes gesangliches Können beweisen, dazu zeigt sie ein perfektes Darstellungsvermögen ihrer Rolle.
Oberst Kasimir Popoff nebst Gattin Aurelia wurden von Hans GRÖNING und Ann-Katrin NAIDU bestens und humorvoll auf die Bühne gebracht, ebenfalls konnte Jasmina SAKR die Soubrettenpartie der Mascha gut darstellen. Nadinas Held Major Alexius Sprindoff wurde mit bestem tenoralem Können von Maximilian MAYER karikiert. Zu den sehr guten Darstellungsleistungen konnte sich Alexander FRANZEN als Hauptmann Massakroff dazu gesellen.
CHOR und STATISTERIE DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ kamen durch die Einstudierung von Karl BERNEWITZ voll zu einer guten Leistung, wobei die Herren als über die Bühne robbende Soldaten voll zur Abrundung der einfallsreichen Regie von Peter Konwitschny beitrugen.
„Der tapfere Soldat“ könnte ein Publikumsrenner am Staatstheater am Gärtnerplatz werden. I.St.